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pmelittam

Posted on 1.5.2021

Die Inderin Smita ist eine Dalit, eine „Unberührbare“, die sich für ihre Tochter ein besseres Leben wünscht. Die Sizilianerin Giulia arbeitet in der Perücken-Manufaktur ihres Vaters, einer der letzten dieser Traditionsbetriebe, doch auch hier wird es zu Veränderungen kommen müssen. Die Kanadierin Sarah ist eine karriereorientierte Anwältin, eine Erkrankung wird zur Bedrohung ihrer bisherigen Lebensweise. Drei Frauen auf drei Kontinenten, deren Leben ganz unterschiedlich verlaufen, die aber alle drei vor gravierenden Veränderungen stehen. Drei Erzählstränge, die ähnlich einem Zopf am Ende miteinander verflochten werden. Die drei Erzählstränge wechseln sich regelmäßig ab, erst gegen Ende gibt es eine Unterbrechung des bisherigen Rhythmus. Jede Erzählung wirkte unterschiedlich auf mich. Mein Herz war sehr schnell bei Smita, durch die man auch viel über das Leben der Dalit in Indien erfährt, gerade in den ländlichen Gegenden, aber auch über das der indischen Frauen. Ich hatte tatsächlich Angst um sie und ihre Tochter, habe mitgefiebert und ihr die Daumen gedrückt. Hier hat mich der Roman am meisten mitgenommen (im doppelten Sinne). Giulias Geschichte dagegen hat mich am wenigsten berührt, obwohl sowohl die begleitende Geschichte ihrer Liebe zu einem nicht ganz „passenden“ Mann, als auch die historischen und persönlichen Hintergründe der Manufaktur recht interessant hätten sein können, und es zum Teil auch sind – allerdings bleiben sie mir zu oberflächlich, vor allem Smitas Geschichte geht viel tiefer. Sarah ist eigentlich keine Protagonistin wie ich sie mag, sie ist sehr auf Äußerliches und auf ihre Karriere begrenzt, was sie wohl bei ihrer Stellung auch muss – oder vielleicht auch nicht, denn sie hätte ihr Leben auch anders gestalten können. Ihre Krankheit wirft sie in vielem zurück und sie erlebt Unschönes. Aber gerade dadurch war ich emotional dann doch mehr involviert als bei Guilia, auch wenn ich mich manchmal nur über Sarah aufgeregt habe. Wie die drei Erzählstränge am Ende zusammenlaufen würden, war mir schnell klar, gestört hat mich das aber nicht. Leider verrät aber der Klappentext viel zu viel, wem es noch möglich ist, sollte ihn besser nicht lesen, er nimmt doch einiges an Spannung. Die Enden bleiben relativ offen, man erfährt von der Hoffnung der Protagonistinnen für die Zukunft, aber man erlebt nicht, ob sie sich bewahrheiten. Das ist einerseits schade, und ich hätte gerne mehr erfahren, andererseits bleibt es so mir bzw. dem Leser überlassen, sich vorzustellen, wie es Smita, Giulia und Sarah weiterergeht. Erzählt wird im Präsens, für mich wird das Geschehen damit noch eindringlicher. Manches jedoch hätte man, gerade bei Sarah, raffen können, da hatte ich das Empfinden von zu viel Wiederholung. Das immer wieder einmal dazwischengeschobene Gedicht passt zu den Geschichten, ich hätte aber darauf verzichten können, leider kann ich mit so etwas wenig anfangen. Insgesamt hat mir der Roman gefallen, und gerade Smitas Abschnitte habe ich sehr gespannt gelesen. Er hat mir auch manches zum Nachdenken geliefert, und wird, auch hier vor allem Smitas Geschichte, noch länger nachhallen. Natürlich waren mir diese Verhältnisse nicht unbekannt, aber sie anhand einer bestimmten Person zu lesen, ist immer beeindruckender. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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