schokoflocke
Das verlorene Paradis " Meine Großeltern trugen alle eine wirkliche oder vermeintliche Schuld mit sich herum und büßten dafür ihr Leben lang. " Der Großvater Johann war ein Missionar in Neuguinea, der Großvater Heiner hat dort für die Mission die Plantage geführt, die Eltern, Onkeln und Tanten sind auf der Insel auf die Welt gekommen...Es ist völlig nachvollziehbar, warum die Erzählerin mit Geschichten aus Neuguinea aufgewachsen ist, wie andere Kinder mit Märchen. Und wie Märchen haben sich die Geschichten auch angehört, fremd, exotisch und bunt. Irgendwann hat die Erzählerin das Interesse an den Geschichten doch verloren und erst als Erwachsene wieder gefunden. Diesmal will sie aber keine Märchen, sondern die ganze Wahrheit, ohne Leerstellen und Schweigen. Sie rechechiert und konstruirt die ganze Familiengeschichte, angefangen im Jahr 1913... Familiengeschichten, die etwas zu erzählen haben und im Hintergrund wichtige historische Ereignisse umschliessen mag ich grundsätzlich sehr und von dieser hier bin ich total begeistert. Zwar umfasst die Geschichte zeitlich zwei Weltkriege, der Schwerpunkt liegt aber an der Kolonialisierung und Missionarbeit, was ich wirklich interessant fand. Gut rechechiert und informativ (was ich mag ), aber auch exotisch-abenteuerlich, so das es nicht trocken wirkt und man das Lesen geniessen kann. Dieses Buch ist wie eine Reise ins fremde Welt, nicht nur geografisch, sondern auch menschlich. Über die damalige Denkweise kann man wirklich nur den Kopfschütteln...Falsch verstandene Nächstenliebe, geprägt von unbewussten Rassismus - es ist sehr traurig, dass man mit viel Eifer und guten Absichten doch so viel falsch machen kann. Dabei war ein Missionarleben beschwerlich und voller Opfer, die Folgen waren in den Familien noch jahrelang spürbar... Ich fand das Buch sehr fesselnd und inhaltlich sehr wertvoll, besonders da ich zu dem Thema bis jetzt nicht viel gelesen habe. Der Schreibstil ist nicht ganz einfach, viele Perspektiven und Zeitsprünge, man kann sich daran aber gewöhnen, ich hatte damit keine Schwierigkeiten. Durch die Erzählweise wirkt die Geschichte vielschichtig und zeigt viele Aspekte der Thematik, was sie auch tiefgründig macht. Mich konnte die Autorin völlig überzeugen und das Buch ist mir auf jeden Fall eine Empfehlung wert.