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Nachtblume

Posted on 29.4.2021

Ich liebe liebe liebe Nachrichtenromane. Seien es E-Mails, SmS oder Chats - was auch immer, aber es macht mir unheimlich Spaß, solche Bücher zu lesen. In "Long Distance Playlist" geht es zwar nicht ausschließlich um Nachrichten, die Isolde und Taylor sich schicken, aber sie nehmen doch einen guten Teil der Geschichte ein. Durch die Mischung aus den verschiedenen Erzählweisen wird es eigentlich nie langweilig und die erste Hälfte des Buchs habe ich regelrecht inhaliert, während die zweite Hälfte mich leider nicht ganz so mitreißen konnte. Da war die Atmosphäre einfach anders und ein bisschen weniger magisch, was mich nach dem Lesen dann doch ein wenig ernüchternd zurückgelassen hat, während ich die erste Hälfte des Buchs wirklich geliebt habe. Sowohl Isolde als auch Taylor sind sympathische Figuren. Während ich Isolde hin und wieder ein wenig zu stur und nervig fand, war Taylor einfach perfekt. Da bekommt man nur leider ab und an das Gefühl, dass die ätzende Zicke ihn gar nicht verdient hat. Aber das war nur minimal präsent und schnell wieder vergessen, denn an sich sind beide wirklich tolle Charaktere und ihre Gespräche waren einfach super schön. Das hätte ich so nicht erwartet. Beide Figuren sind unheimlich gut darin, ihre Gefühle wiederzugeben, was die Dialoge sehr angenehm macht. Sie reden offen darüber, was sie bewegt - zumindest am Anfang. Das wäre mein erster Kritikpunkt. Ich weiß nicht, ob es in jedem Jugendbuch diesen Punkt geben muss, an dem die Figuren plötzlich aufhören, ehrlich und offen zueinander zu sein, aber ein wenig nervig finde ich das schon, weil es für mich zu überflüssigen Konfliktpunkten führt, die man easy hätte vermeiden können. Gott sei Dank nimmt das Problem aber nur wenig Raum in der Geschichte ein. An sich tragen beide ihr Päckchen und bieten sich gegenseitig Halt. Keiner ist präsenter mit seinen Problemen oder heult sich nur bei dem anderen aus, was ich gut ausgearbeitet finde. Die Nebenfiguren fand ich mehr oder weniger auch ganz gut. Isoldes Mutter fand ich total unsympathisch - ihr Verhalten ist in keiner Sekunde nachvollziehbar - während ich Isoldes Vater, Taylor Eltern, Finn und Ana richtig gut fand. Finn und Ana sind die jeweiligen besten Freunde von Taylor und Isolde und quasi das jeweilige Äquivalent zueinander. Beide sind unheimlich witzig und treten den Protagonisten ein wenig in den Hintern, sich endlich mal anzunähern. Was mir ebenfalls besonders gut gefallen hat: Die Playlists. Diese bunte Mischung an Songs war richtig toll und vor allem abwechslungsreich. Ich habe bei den meisten Liedern auch mal reingehört und mochte sie ziemlich gerne. Auch den alten Kram - wobei ich den nicht extra anhören musste, da ich definitiv zu den Leuten gehöre, die ständig nur "alten Kram" hören. Ich liebe Romance Jugendbücher, weil sie oft so viel mehr hergeben, als andere Liebesromane. Weil es eben nicht nur um Liebe geht. Aus "Long Distance Playlist" kann man so viele Ratschläge und Weisheiten für sich selbst mitnehmen und das Buch zeigt in so vielen Facetten, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt ist. Und wie unwichtig es ist, alles durchzuplanen oder zu wissen, wo man in x Monaten steht. Es zeigt auf, wie wichtig das hier und jetzt ist und das man sich nicht von seinen Ängsten leiten lassen sollte.

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