mrsrabe
„Goethe, der viel über den Zauber von Briefen nachgedacht hat, hielt sie für »das wichtigste Denkmal, das ein Mensch hinterlassen kann«.“ Hier geht es um Briefe, Briefe, die in den schönsten und schlimmsten Momenten eines Lebens geschrieben wurden, oder die auf die eine oder andere Weise „Geschichte geschrieben“ haben. Aus über 3000 Jahren Weltgeschichte hat der britische Historiker, Journalist und Sachbuchautor Simon Sebag Montefiore Briefe zusammengestellt, die auf irgendeine Weise den Lauf der Welt beeinflusst haben. Ob Herrscher*innen, Künstler*innen oder auch der ganz „normale“ Mensch: es sind persönliche, private und politische Zeugnisse von der Antike bis heute. Informativ, brisant, amüsant und bisweilen sehr berührend liest sich diese Sammlung an Briefen. Liebschaften, die mit spitzer Feder beendet werden, taktische Anweisungen von Kriegsherren, ein Brief, der niemals abgeschickt werden musste, Abschiedsbriefe an Sterbende oder der letzte Gruß einer jüdischen Frau aus dem Vernichtungslager. Zu jedem Brief gibt es eine kurze Einleitung des Autors mit Hintergrundinformationen über die Entstehung des Briefes, so geht Geschichte lernen im Vorbeigehen und regt so zum immer wieder Nachlesen an. In Zeiten von SMS, E-Mail oder WhatsApp sind diese Briefe eine Bereicherung, auch wenn Katharina die Große schon im 18. Jahrhundert das „Short Messaging“ beherrschte. „…Ich seh Dich dann weiter die Straße runter.“ schreibt 2016 der hochbetagte Leonard Cohen an Marianne Ihlen, als er vom nahenden Ableben seiner ehemaligen Geliebten erfuhr. Ein Brief, der vielleicht das Weltgeschehen nicht veränderte, dafür eine alte sterbende Frau glücklich machte, wird mir immer in Erinnerung bleiben.