Merle
Wunderschön, magisch und ein absolutes Wohlfühlbuch! Danke an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung ist davon unabhängig. Schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass „Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte“ ein ganz besonderes Leseerlebnis wird. Und ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch lebt von seinen diversen und liebevoll durchdachten Charakteren. Da wäre Linus, ein „vorbildlicher“ Beamter bei der Behörde für die Betreuung magischer Minderjähriger; der zwar gerne Regeln und geplantes mag, aber sich trotzdem alleine fühlt. Dann ist da Arthur Parnassus, der Heimleiter, der mir durch seine unglaublich ruhige und zugewandte Art in Erinnerung bleibt. Und schließlich noch die magisch Begabten Kinder, die in Arthurs Heim leben: Talia, eine Gartengnomin; Waldgeist Phee, Drache Theodore, der angebliche Sohn des Teufels Lucy, Wer-Hund (bzw. -Zwergspitz) Sal und schließlich Chauncey, der zu einer unentdeckten Spezies gehört (und wie eine niedliche Version von dem grünen Geist aus Ghostbusters aussieht!). Auch nennenswert sind Zoe, die Hüterin der Insel, und Merle, der Fährmann (der ist zwar nicht besonders sympathisch, aber da wir uns einen Vornamen teilen, wollte ich ihn erwähnen!). Kurz nochmal zu Linus: er ist Anfang 40, mit „wachsendem Bauchumfang“, und homosexuell. Und diese Repräsentation finde ich so wichtig, denn viele queere Bücher sind über Jugendliche, und es gibt selten Liebesromane über queere Erwachsene. (Der Autor ist übrigens auch queer, es ist also ein Own Voices Buch!) Insgesamt überzeugt die Geschichte eher durch ihre Charaktere, ihr Setting und die tollen Dialoge, als durch die wirkliche Handlung (so richtig viel passiert nämlich nicht). Aber es ist definitiv ein Buch, dass zum Träumen anregt und einen mit auf die Insel von Arthurs Heim nimmt. In dem Buch geht es viel um Vorurteile und Stereotypen, und was das mit Menschen machen kann. Die Message dahinter ist, dass jeder so gut ist wie er ist – besonders an Kinder gerichtet. Es zeigt, wie wertvoll es sein kann, unterschiedlich zu sein. Und dass man für manche Dinge im Leben aus der Komfortzone herausmuss. Beim Lesen war ich glücklich, traurig, wütend und nachdenklich. Dieses Buch wird mich noch lange beschäftigen! Ich gebe 4,5 Sterne. „Warum kann das Leben nicht einfach genau so funktionieren, wie wir es wollen? Wo ist denn bitte der Sinn in einem Leben, in dem man sich immer nur nach dem richtet, was andere wollen?“ (S.405) "Manchmal [...] bekommt man die Möglichkeit, sich für das Leben zu entscheiden, das man haben will. Und wenn man richtig viel Glück hat, entscheidet sich dieses Leben ebenfalls dafür". (S.473)