Dark Rose
Total wichtiges Buch, aber den Schreibstil empfand ich als anstrengend Gabrielle hatte keine leichte Kindheit. Und als wäre alles nicht sowieso schon schlimm genug, nennen sie alle Jochen und wollen, dass sie ein Junge ist. Gabrielle versucht es. Wirklich, sie gibt sich alle Mühe, obwohl sie lieber mit Mädchen spielt als mit Jungs und sich einfach alles falsch anfühlt, sie befolgt die Regeln, sie ist ein Junge. Sie gründet sogar eine Familie, aber obwohl sie alles zu haben scheint, ist Gabrielle unglücklich, zutiefst unglücklich. Denn Jochen ist nicht Gabrielle und sie kann einfach nicht mehr länger Jochen sein. Sie muss endlich Gabrielle sein, oder sie wird daran zerbrechen. Ich finde es so wichtig, dass es dieses Buch gibt. Man ist als Leser dabei, wenn es Reibungspunkte zwischen Jochen und Gabrielle gibt, von klein auf. Wie Gabriele krampfhaft versucht ihre Rolle in ihrer Gemeinschaft zu finden, wie sie alles dafür tut, um mehr Jochen, als Gabrielle zu sein. Aber egal, wie sehr sie es auch versucht, in ihrem Herzen bleibt sie immer Gabrielle. Sie versteht nicht, warum sie nicht Jochen sein kann, warum ihr Äußeres nicht zu ihrem Inneren passt, warum ausgerechnet sie so anders sein muss und was das überhaupt ist, das sie da fühlt. Ich bin wirklich begeistert, dass es diese Biografie nun zu kaufen gibt, denn ganz ehrlich: mir ist bislang keine Trans-Biografie untergekommen. Gut, ich bin auch bei Weitem keine Expertin für die Community oder deren Literaturszene, also liegt es vielleicht auch einfach an mir. Aber ich bin echt froh, dieses Buch entdeckt zu haben. Als jemand, der sich mit seinem Geschlecht identifiziert, kann man es sich einfach nicht einmal ansatzweise vorstellen, was in Gabrielle vorgegangen sein muss. Man bildet sich ein zu wissen, dass es bestimmt schwer sein muss, wenn man in dieser Situation ist, aber wie schwer, davon kann man einfach keine Ahnung haben. Die Selbstvorwürfe, die Verwirrung, die Angst, das Gefühl ein Freak zu sein und alle zu enttäuschen – das ist einfach unvorstellbar. Aber genau das bringt uns Gabrielle mit ihrer Biografie nahe. Leider war aber der Schreibstil einfach nicht meins. Viele Sätze sind sehr verschachtelt und ich hatte große Probleme zu Folgen. Zwischendrin wurde es auch oft langatmig. Satzstellung und Wortwahl empfand ich persönlich als sehr steif und für ein Buch wie dieses zu distanziert. Es hätte deutlich mehr herausgeholt werden können, wäre eine andere, persönlichere und auch einfachere Wortwahl und Satzstellung gewählt worden. So lenkt das leider immer wieder vom Inhalt ab. Man ist zu sehr damit beschäftigt, die Sätze zu analysieren. Mir fehlte auch oft das Gefühl, manchmal ist es da, dann wieder weg. Diese Situation, in der sich Gabrielle befand, ist hochemotional. Doch genau diese Emotionen bekommt man meistens nur ganz am Rande mit. Klar werden sie benannt, aber auf mich wirkt es, als fungiere die komplizierte Satzstellung und auch die Wortwahl als eine Art Schutzmauer, um die wirklich tiefen Gefühle vor dem Leser zu schützen. Fazit: Ich finde es unglaublich wichtig, dass es dieses Buch gibt und auch die Trans-Gemeinschaft eine literarische Stimme bekommt. Allerdings hatte ich massive Probleme mit dem Schreibstil. Ich empfand die Satzstellung als zu kompliziert und verschachtelt. Zudem war es auch oft zwischendrin langatmig. Ich war mehr damit beschäftigt, zu versuchen die Sätze zu entwirren, als der Handlung zu folgen. Ich finde die Geschichte und das Buch selbst sehr wichtig, aber der Schreibstil war leider absolut nicht meins. Von mir bekommt das Buch ganz knappe 2,5 Sterne, ohne die wichtige Message wären es weniger geworden.