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mabuerele

Posted on 27.4.2021

„...Auf Deutsch hieß das, sie alle hatten sich in den letzten Jahren enorme Komfortzonen erarbeitet und befürchteten durch die Neuschaffung meiner Position Machtverlust...“ Als neuer Sicherheitsberater des Bundeskanzler wird Nicolas Eichborn schnell mit den Schattenseiten des Jobs bekannt. Eine davon kommt im Eingangszitat zum Ausdruck. Außerdem macht ihn seine neue Sekretärin mit der üblichen Kleiderordnung vertraut. Doch Nicolas hat keine Zeit, sich mit den Anfangsschwierigkeiten aufzuhalten. Als er sämtliche Beraterverträge auf Eis legt, hat er seinen Feinden den offenen Krieg erklärt. Gleichzeitig erfährt er, dass ein Anschlag am Meer geplant ist, der Millionen Tote zur Folge hätte. Der Autor hat erneut einen fesselnden Thriller geschrieben. Auch im dritten und letzten Teil mit Nicolas erlebe ich ein komplexes Geschehen aus internationalen Verstrickungen und persönlichen Glanzleistungen. Der Schriftstil passt sich gekonnt den Situationen an. Nicolas erzählt die Geschichte selbst. Seinen trockenen Humor und seine feine Ironie mag ich. Er sorgt trotz der ernsten Handlung häufig für ein Schmunzeln. „...Ein Diplomat ist ein Mensch, der offen ausspricht, was er nicht denkt...“ Natürlich strotzt die Geschichte vor gut gemachten Verschwörungstheorie. Hagedorn formuliert eine so: „...Sie müssen nicht im Oval Office sitzen, um die Fäden zu ziehen. Um derjenige zu sein, der das Sagen hat. Die Typen, die Sie suchen, sind der Öffentlichkeit weitgehendst unbekannt. Es sind die Superreichen, die kaum in Erscheinung treten...“ Die Beschreibung des amerikanischen Präsidenten und seine Äußerungen allerdings haben einen hohen Wiedererkennungswert. Zwei Männer, die die Fäden der Macht in der Hand halten, sprechen so über ihn: „...“Wenn es Deutschland war, ist es von Vorteil, dass Kramer sie nicht mag“, bemerkte König. „Der Idiot mag doch niemanden“, versetzte Meyers. „Aber du hast recht, die Deutschen mag er am allerwenigsten...“ Gleichzeitig gibt es Sätze, bei den schwer zu entscheiden ist, wie nahe sie an der Wirklichkeit sind. Beispiel gefällig? „...Amerika war ein durch und durch korruptes Land, in dem der das Sagen hatte, der das meiste Geld und die besten Kontakte besaß. Ein Kongressabgeordneter musste monatlich etwa zehntausend Dollar an Spendengeldern sammeln, um seine Wiederwahl zu sichern...“ Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte ermöglichen den extrem hohen Spannungsbogen. Außerdem sorgen die komplexen Beziehungen der Protagonisten für eine zusätzliche innere Spannung. Neben seiner eigentliche Arbeit ist Nicolas auch damit beschäftigt, Killer auszuschalten, die nicht nur auf ihn, sondern auch auf seine schwangere Frau Helen angesetzt sind. Dabei nutzt er gern unkonventionelle Methoden. Was technisch heute schon möglich ist, nicht nur im Bereich der Drohnen, wird genüsslich im Buch genutzt.. Nicolas Eichborn entwickelt sich zum am meisten gefürchteten Mann in den Kreisen, die sich von ihm bedroht fühlen. Trotzdem gelingt es ihm in Zusammenarbeit mit unerwarteten Verbündeten die Schuldigen bloßzustellen. Dabei schockiert er selbst Minister der Regierung, der seit Jahren an diplomatische Spitzfindigkeiten gewöhnt sind und Nicolas` klare und deutliche Sprache als Bedrohung empfinden. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Mit einem Zitat von Nicolas aus dem Epilog möchte ich meine Rezension beenden: „...Meine Zeit im Staatsdienst hatte nun endgültig ihr Ende gefunden. Ich würde niemals zu jemand werden, der das Gegenteil von dem sagte, was er dachte...“

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