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Bald 40 Jahre ist es bereits her, dass „Schwarzrock“ im Original von Brian Moore veröffentlich wurde. Der Diogenes Verlag hat den Roman im letzten Jahr neu auflegen lassen, sodass ich erst jetzt auf die bereits verfilmte Geschichte des Jesuiten Père Laforgue und der Algonkin aufmerksam geworden bin. Das Buch umfasst keine 300 Seiten, dennoch brauchte ich vergleichsweise lange, um es durchzulesen. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen empfand ich die Kapitel, welche mir eine Geschichte in angenehme (oder eben weniger angenehme) Abschnitte einteilen als unglaublich lang. Manche von ihnen hatten mehr als 40 Seiten. Weiterhin wurde ich – bis zum Ende des Buchs – nicht so richtig mit dem Erzählstil warm. Das Buch wird als eine „Abenteuergeschichte“ beworben, für eine solche kam mir jedoch der Stil ein bisschen zu sperrig und schwerfällig vor. Die Sprache war nicht immer ganz zeitgemäß, zweimal musste ich sogar ein Wort googlen, was mir normalerweise sehr selten passiert. Wir begleiten eine Menge verschiedener Charaktere, zwischen deren Wahrnehmungen wir schwanken. Ein bisschen was hatte dies von einer auktorialen Erzählweise, manchmal verwirrten mich jedoch das Tempo, in dem zwischen den Köpfen der Einzelnen hin und her gesprungen wurde. Weiterhin hatte ich teilweise Probleme mit der vulgären Sprache und den detaillierten Ausführungen brutalster Foltermethoden der indigenen Völker. Trotz dieser Dinge, die mich gestört haben, hat mich das Buch in gewisser Weise in seinen Bann gezogen. Die Fragen, die über Moral, Kultur und der Existenz von Richtig oder Falsch aufgeworfen werden, sind auch heute noch aktuell und haben mich zum Weiterdenken angetrieben. Das Buch bietet eine gute Grundlage zum Weiterdiskutieren und -philosophieren, auch durch die teilweise polarisierenden Figuren, die Moore für sein Buch entwickelt hat. „Schwarzrock“ ist noch immer aktuell, auch wenn es uns eine Geschichte aus dem 17. Jahrhundert erzählt. Leser, die Interesse an indigener Kultur und Lebensweise haben, sind hier ebenso willkommen, wie Neulinge auf diesem Gebiet. Die Geschichte beruht – folgt man dem Klappentext – auf Augenzeugenberichten, was mich ab und zu doch sehr erschreckt und befremdet hat. Trotz aller Befremdung konnte ich zum Ende des Buches hin doch ein Verständnis entwickeln, dass ich ohne diese Lektüre in dieser Form wohl nicht gehabt hätte. Das hinzugefügte Nachwort rundet das Buch auf eine befriedigende Weise ab und hat mich bei letzten Unklarheiten gut an die Hand nehmen können.