renee
Darf Satire eigentlich alles? Ja, darf sie! Auch von diesem Buch war ich etwas enttäuscht. Sasha Filipenko konnte mich mit "Rote Kreuze" doch richtig anzünden und irgendwie erwartete ich hier ähnliches. Doch "Der ehemalige Sohn" ist völlig anders geschrieben als "Rote Kreuze". Der Autor kritisiert hier völlig treffend, aber auch provokant und überaus satirisch die Lebensverhältnisse in Belorussland. Ein Buch, welches den Machthabern in diesem Land sicher nicht gefallen wird. Und den Autor damit auch zur Zielscheibe macht. Dieses Geschehen zu brandmarken und ebenso auch sichtbar zu machen ist wichtig und richtig und absolut mutig. Dafür andere Arten des Schreibens zu wählen ist auch vollkommen nachvollziehbar. Gefällt mir halt nur nicht. Denn dieses Überzogene und Satirische erzeugt bei mir zwar eine gewisse Betroffenheit, erreicht mich aber nicht vollkommen und das erhoffe ich mir von der Lektüre eines Buches einfach. Ich möchte berührt werden! Und das schafft Sasha Filipenko hier nicht. Was sicher auch gewollt war in der Gestaltung des Buches. Denn der Autor rechnet hier ab. Völlig nachvollziehbar für einen Belorussen und/oder einen belorussischen Autor. Zum Inhalt: der junge Franzisk fällt in ein Koma, ein Jahrzehnt lang. Dann erwacht er und findet eine vollkommen veränderte Heimat vor. Eine in eine Diktatur verwandelte Heimat. Ja, in zehn Jahren kann viel passieren!?!? Aber auch so steckt in dem Text viel Kritik. Viel Kritik an den Lebensverhältnissen in Belorussland und ebenso eine Gesellschaftskritik, die nicht immer mit den Veränderungen zu tun hat, die eine Diktatur so mit sich bringt, sondern auch die Menschen in ihrer Natur betrifft. Auch mit so etwas kann man sich Feinde machen, viele Feinde. Und auch hier kann man nur den imaginären Hut vor Sasha Filipenko ziehen und einen tosenden Applaus spenden. Nur eben richtig berührt bin ich leider nicht. Und genau dies wünsche ich mir von meinem Lieblingsmedium literarisches Buch! Schade!!! Ein richtig gutes Buch! Aber durch die Satire leider auch etwas hölzern geraten!