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Posted on 21.4.2021

Gunter, der Lebensabschnittsgefährte von Renates Freundin Gertrud, muss unters Messer. Das Problem: Er hat einen Garten und der will auch während seiner Abwesenheit bewirtschaftet werden. Gertrud und Renate nehmen sich der Parzelle an und was sie da vorfinden ist „interessant“. Ein bisschen Gießen und Unkraut jäten – das reicht nicht. Aber Renate Bergmann wäre nicht Renate Bergmann, würde sie nicht auch das in den Griff bekommen… Aktuell bin ich viel im Gewächshaus, säe, wässere und freue mich, wenn die Saat aufgeht. Zwischendurch brauche ich aber auch andere Arten der Zerstreuung und daher kam der neue Renate-Bergmann an sich schon wie gerufen, aber das Thema passte ja wie Faust aufs Auge. Die rüstige Rentnerin ist eine einzige Erfolgsgeschichte aus meiner Sicht und das kommt nicht von ungefähr. Renate nimmt kein Blatt für den Mund, nennt Dinge beim Namen und ist auch immer Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen. Das ist einfach extrem unterhaltsam und sorgt immer wieder für Lacher. Sie nimmt dabei auch immer wieder Bezug zu gesellschaftlichen Themen und analysiert die Lage treffend und humorvoll zugleich. Ihre Altersweisheit spielt auch immer wieder mit rein und so finde ich in den Büchern immer wieder Dinge, die mich auch echt zum Nachdenken animieren, selbst wenn es an sich eben "nur" Humor ist. Renates Leben ist alles andere als ruhig und langweilig - ganz im Gegenteil, es ist erfüllt von den verschiedensten Menschen, die sich eben so in Berlin Spandau tummeln. Da gibt es die alten Freunde, auch wenn es immer weniger werden, die esoterische Tochter, die Verwandtschaft durch die zahlreichen verblichenen Ehemänner, einen pedantischen Platzwart oder auch Nachbarn... selbst wenn man noch keines der Bücher gelesen hat, kann man sich die Leute vorstellen und in gewisse "Schubladen" stecken. Manches mag ein bisschen überzeichnet sein, aber das tut der Sache keinen Abbruch. Auch stört es überhaupt nicht, dass Frau Bergmann zwischendurch immer wieder mal auf dem Weg zur Hauptgeschichte Ausflüge in ihre Vergangenheit unternimmt oder sonstige Anekdoten zum besten gibt, denn eine Renate Bergmann ist eben sehr gut informiert und möchte auch den Leser voll und ganz mitnehmen. Das dies gelingt, liegt auch am kurzweiligen Schreibstil und an der bildlichen Sprache, die das Gefühl aufkommen lässt, als würde man Frau Bergmann wirklich über die Schulter sehen. Doch das Buch war nicht nur ziemlich witzig, sondern hatte auch noch einen Mehrwert, zumindest für Gartenneulinge. Mir hatte es jetzt zwar keine neuen Erkenntnisse geliefert, aber dafür bin ich auch einfach zu sehr im Thema. Die Entwicklung des Gartens ist gut nachvollziehbar und man bekommt wirklich Lust selbst direkt auch etwas zu machen (falls man nicht so mittendrin ist), ach ja und doch habe ich etwas immerhin mitgenommen: Von den Zucchinipflanzen werde ich in diesem Jahr mindestens zwei hergeben ;) Ich habe nicht alles von Frau Bergmann gelesen, aber doch einiges und während mich die letzten ein, zwei Bücher nicht so ganz abgeholt haben, war ich hier wirklich begeistert. Thema, Schreibstil und Humor haben genau meinen Geschmack getroffen. Daher volle Punktzahl und ich bin gespannt, wohin es bei der nächsten Aktion der Online-Omi geht.

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