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fernweh_nach_zamonien

Posted on 19.4.2021

Inhalt: Hector ist ein Unruhestifter und wird von seinen Klassenkameraden gefürchtet: er mobbt, drangsaliert und stiehlt. Tägliches Nachsitzen, Hausarrest und andere Strafen lassen ihn völlig kalt. Egal was er unternimmt, Ärger ist vorprogrammiert. Sein Streich, einem Obdachlosen seinen Einkaufswagen zu klauen, geht allerdings nicht nur zu weit, sondern auch mächtig nach hinten los. Nun glaubt ihm endgültig niemand mehr. Dabei hat Hector endlich eine heiße Spur, um Dieben auf die Schliche zu kommen. In ganz London verschwinden berühmte Statuen und alles deutet auf Obdachlose als Täter hin. Ob es Hector gelingen wird, deren Unschuld zu beweisen? Altersempfehlung: ab 9 Jahre Mein Eindruck: Die Geschichte wird von Hector selbst und in der Ich-Form erzählt. Normalerweise die ideale Art, den Leser mit dem Protagonisten mitfühlen zu lassen. Doch der Zehnjährige ist ein Chaot und Unruhestifter, der schwächeren Mitschüler schikaniert und beraubt, Streber und Schleimer hänselt und sich ausnahmslos jedem gegenüber respektlos verhält. Seine Freunde Will und Katie sind kaum anders, wenn auch ein wenig zurückhaltender. Das Thema Mobbing wird dem Leser für gewöhnlich nicht aus der Perspektive des Täters näher gebracht, was diese Erzählweise noch interessanter gestaltet. Hector lebt dank seiner Eltern zusammen mit den Geschwistern, der 13-jährige Helen und dem 4-jährige Hercules, ein behütetes Leben und eigentlich sollte es ihm an nichts fehlen. Irgendwie ist Hector aber halt- und ziellos. Sein zeichnerisches Talent ignoriert er und macht lieber "Späße" auf Kosten anderer. Mitleid oder Sympathie für den Protagonisten empfindet man zunächst kaum, hofft allerdings darauf, dass Hector nicht so herzlos ist, wie es zunächst scheint. Wer aufgrund des Hauptcharakters daran denkt, das Buch abzubrechen: Bitte weiterlesen. Es lohnt sich! Hectors Entwicklung innerhalb der Geschichte ist berührend und außergewöhnlich zugleich. Es ist einfach wunderbar, mitzuerleben wie aus dem anklagenden, entnervten Ausruf "Hectoooooor" im Laufe des Abenteuers ein bewunderndes "Hector" wird. Während die Sympathie für die Hauptfigur erst noch wachsen muss, ist sie für die Nebencharaktere dafür umso stärker. Klassenkameradin Mei-Li, die in der Suppenküche ihres Vaters aushilft, und den Obdachlosen Thomas habe ich sofort ins Herz geschlossen. Sie sind beide tough genug, um von Hectors Aktionen ungerührt zu bleiben und ihm auch mal gehörig die Meinung zu sagen. Eine spannend und einfühlsam erzählte Geschichte über Mobbing, Vorurteile, Ausgrenzung, Obdachlosigkeit, Respekt, Nächstenliebe und Gerechtigkeit. Das Nachwort, die persönliche Seite hinter dieser Geschichte berührt und nach dem emotionalen Finale und Happy End sind dann tatsächlich doch noch ein paar Tränen geflossen. Ergänzend finden sich Hintergrundinformationen zu Hilfsangeboten zudem Denkanstöße und Anregungen, wie man selbst unterstützen kann. Außerdem spendet die Autorin einen ihres Honorars an entsprechende Organisationen. Ein außergewöhnliches Buch, welches ich Jung und Alt ans Herz legen möchte. Fazit: Eine Geschichte, die im Kopf bleibt und noch lange nachhallt: berührend und spannend für Kinder und Jugendliche aber auch für Erwachsene, denn sie gibt einen Blick hinter die Kulissen und widmet sich neben dem Hauptthema Obdachlosigkeit auch Mobbing, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Gerade wegen des zunächst unsympathischen Protagonisten und Anti-Helden ein ungewöhnliches und doch fesselndes Lesevergnügen. ... Rezensiertes Buch "Die Nachtbushelden" aus dem Jahr 2021

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