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Letterloves Bücherwunderland

Posted on 18.4.2021

Annie Wayes Debütroman ist mir sofort ins Auge gesprungen und meine Erwartungen waren daher von Anfang an relativ hoch. Ich sollte auch nicht enttäuscht werden. Die Autorin hat eine beeindruckende und fesselnde Geschichte über einen vergessenen Stamm, der zwischen die Fronten zweier verfeindeter Völker gerät, zu Papier gebracht. Das Buch ist aufregend von der ersten bis zur letzten Seite. Ich muss zugeben, dass ich zunächst sehr überrascht von Ort und Zeit der Handlung war, habe ich mir irgendwie ein klassisches, mittelalterliches europäisches Setting erwartet. Als ich dann von Moscheen, Zügen und Schusswaffen gelesen habe, war schnell klar wie sehr ich mich geirrt habe. Vorallem die Tatsache, dass das ganze Anfang des 19. Jahrhunderts spielt wollte zunächst nicht so ganz in meinen Kopf. Dennoch muss ich sagen, dass ich die Idee dahinter sehr innovativ und erfrischend anders finde. Tara'Unn ist das Reich, welches nach einer Niederlage der Unnen in einem lange zurück liegenden Krieg aus den einst unabhängigen Reichen Tara'an und Unn gegründet wurde. Doch die Ta'ar und die Unnen waren sich nie friedlich gesinnt, zu unterschiedlich sind die Nationen in ihren Sitten und Bräuchen. Als der amtierende König von Tara'Unn plötzlich verstirbt, entbrennt ein Krieg um die Nachfolge, denn die Unnen wollen um keinen Preis einen weiteren Ta'ar-König auf dem Thron sehen. Inmitten der Rivalitäten der Nationen lebt das unabhängige und neutrale Volk der Crae - ein Naturvolk, dass aufgrund seiner Abgeschiedenheit längst zu einem Mythos geworden ist. Die Crae haben ihre eigenen Gesetze und strenge Regeln nach denen sie Leben. Aus den Streitigkeiten der Ta'ar und der Unnen halten sich die Crae prinzipiell heraus, zumindest solange bis der Krieg direkt an die Türe des kleinen Volksstammes klopft und diesen in große Bedrängnis bringt. Denn sowohl die Ta'ar, als auch die Unnen hätten die Crae gerne an ihrer Seite, sagt man dem indigenen Stamm doch eine besondere Magie nach, welche den Krieg entscheidend beeinflussen könnte. Die Magie ist es auch, die mich am meisten beim Lesen fasziniert hat. Diese hat nämlich nichts im klassischen Sinne mit Zauberei oder dem Beherrschen der Elemente zu tun, sondern hat eher einen religiösen Charakter. Jeder Crae besitzt Seelensteine und ist zudem mit einem Seelentier verbunden, durch welches er die unterschiedlichsten Kräfte freisetzen kann. Das Herbeirufen oder Beeinflussen der Seelentiere ist aber alles andere als leicht und nicht jeder Crae ist dazu in der Lage. Die Thematik rund um die Seelentiere fand ich unglaublich faszinierend und dennoch hätte ich gerne ein paar mehr Infos dazu gewünscht. Und auch über die Welt der Crae und ihren Ursprung hätte ich gerne mehr erfahren, doch hier geht vieles zu Lasten von Blut und Action. Denn wie ich einleitend schon geschrieben habe, gerät der Stamm, der seit jeher seine Neutralität wahrt, zwischen die Fronten des Krieges und es liegt an Kauna, der jungen Protagonistin, und ihrem Freund Deema, einem Vollwaisen und Ausgestoßenen, ihr Volk zu retten. Zugegebenermaßen, Kauna ist eine schwierige Protagonistin und nicht immer habe ich ihr Handeln verstanden, was zum Großteil an den Wert- und Moralvorstellungen liegt, nach denen die Crae leben. Kauna dachte immer, dass ihr Leben vorherbestimmt ist - ein fester Platz in der Gemeinschaft, eine Familie mit ihrer zweiten Hälfte Gil. Und dann kommt doch alles anders und lässt Kauna zerrissen zurück. Gil spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Welche müsst ihr natürlich selber herausfinden. So spannend Kauna als Protagonistin auch ist, mein Herz habe ich an Deema verloren, dem ausgestoßenen und manchmal unberechenbaren Waisen, welcher treu an Kaunas Seite kämpft. Er macht wie ich finde die größten Entwicklungschritte und ist durch sein Seelentier ein wahnsinnig interessanter und sehr explosiver Charakter. Annie Waye hat noch vielen weiteren Charakteren im Buch tragende Rollen gegeben. Sie sind alle mal mehr, mal weniger sympathisch. Aber eines haben sie gemeinsam - sie sind jeder auf Seine Art und Weise faszinierend. Ich bin jedenfalls gespannt wie es weiter geht mit Kauna, Deema, Gil und den anderen Weggefährten. Annie Waye hat mich an einer gefährlichen Reise teilhaben lassen, die viel zu schnell ein vorläufiges Ende gefunden hat. Der Schreibstil der Autorin war derart einnehmend und wunderbar flüssig zu lesen, sodass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Für mich ist Thron aus Sturm und Sternen - Seelendonner ein fast perfektes Buch. "Fast", weil ich gerne mehr Informationen zum Volk der Crae, deren Ursprung, sowie den Seelensteinen und Seelentieren gehabt hätte. Dennoch erhält das Buch von mir eine absolute Leseempfehlung. Fazit Innovativ, gewaltig, blutig und kriegerisch - das ist Thron aus Sturm und Sternen - Seelendonner, der erste Teil der Dilogie aus der Feder von Annie Waye. Ich war rundum gefangen in dem aufregenden High Fantasy Spektakel. Einzig die Welt der Crae, insbesondere der Magie, hätte ich mir noch mehr ausgearbeitet gewünscht und auch die zeitliche Ebene, in der die Handlung spielt, war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Der Debütroman bekommt von mir aber auf jeden Fall eine große Leseempfehlung und ich freue mich jetzt schon auf Band 2 mit dem Titel Flammenherz.

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