SternchenBlau
Eine spannende Suche nach einem magisches Artefakt – und nach Selbstbestimmung „»Das da oben sieht aus wie das Labyrinth«, sagte sie. Die jüngste Formation erinnerte an eine riesige, gewundene Spirale, wie ein Ammonit, den man durch einen zerbrochenen Spiegel betrachtet. »Das ist es auch«, sagte Sethennai. »Die Welt zerfällt, und die Knochen des Labyrinths brechen durch. Das Labyrinth wächst aus toten Welten wie ein Pilz aus einem Baumstumpf. In etwa tausend Jahren wird dieser Ort völlig von ihm verschlungen sein.«“ Was für eine Welt! Oder genauer gesagt: Was für Welten, die Larkwood hier in verschiedenen Dimensionen vorstellt. Die Reise passiert über ein Labyrinth in archaischen Schiffen. Beim Buch hat mich besonders fasziniert, das ich gerade so viel von der Welt mitbekommen, dass ich mir sie vorstellen kann, aber vieles mir ein Geheimnis blieb. Über weite Strecken des Buches verfolgen wir die Suche nach einem magischen Artefakt. Aber tiefer zugrunde liegt hier die Suche nach Selbstbestimmung. Und mit jeder Seite wurde deutlicher, wie wichtig Selbstbestimmung für uns alle ist. Gerade in einem Genre, dass so häufig von Pflicht und Vorhersehung geprägt ist, fand ich Larkwoods Ansatz absolut erhellend. Und ich denke, da können wir alle auch noch einiges mitnehmen. Wundervoll fand ich auch, wie Larkwood mit Diversität umgeht. Anders als viele andere Fantasy-Welten leben die verschiedenen Völker in ihrer Einzigartigkeit ohne Hierarchien. (Sonst werden ja leider immer noch quasi Kolonialstrukturen und Rassismen reproduziert.) In diesen Welten gibt es viele verschiedene Hautfarben (und BPoC), die ebenfalls ohne pejorative Sichtweisen auskommen. So selbstverständlich wie das gleichberechtigte Nebeneinander von Hautfarben werden auch queere gleichberechtigt vorgestellt. Und die zarten Liebensbande fand ich ganz wundervoll zu lesen. Dazu passt auch, dass in diesem Buch KEINE sexualisierte Gewalt vorkommt. Eine kleine Content Note / CN: Folter, aber nicht sehr drastisch geschildert „»Nein, Csorwe hat recht«, sagte Tal – zum ersten Mal in seinem Leben. »Letzte Nacht hat eine Wiedergängerin gesprochen. Wisst Ihr, wie unwahrscheinlich das ist? Muss ich Euch an das Sprichwort erinnern? Tote reden nicht. Das ist Tatsache. Da zieht jemand im Hintergrund die Fäden, so viel steht fest.«“ Larkwood erklärt ihre Welt nicht, wie ich schon geschrieben habe. Sie setzt Tatsachen, ja sogar Wahrscheinlichkeiten. Da gelang ihr als Debütautorin schon etwas, das viele erfahrenen Autor*innen nicht schaffen. Was ich beim Worldbuilding so absolut gelungen fand, hatte für die Protagonisten einen Schwachpunkt. Ich mochte alle Figuren wirklich sehr: Larkwood gestaltet alle komplex mit Stärken und Schwächen, zwar ist Csorwe als Hauptprotagonistin klar zu erkennen, viele weitere nehmen aber eine annähernd gleichwertig Rolle und und so ein Ensemble spricht für mich immer auch die Gleichberechtigung mit an. Und ich mag wirklich alle Figuren sehr sehr gerne. Aber genau, weil ich sie so mag, wäre ich gerne noch näher an sie herangekommen. Da bleibt Larkwood allerdings oftmals recht distanziert. Ich verstehe, warum die Protagonist*innen so handeln, aber irgendwie bleibt das halt auch recht nüchtern. Daher lag das Buch auch immer wieder ein paar Tage rum, bis ich weitergelesen habe. Trotz dieses einen Schwachpunktes habe ich „Die dunklen Pfade der Magie“ sehr, sehr gerne gelesen. Und gerade das Thema Selbstbestimmung und der Umgang mit Diversity machen es für mich zu etwas Besonderem. Ich schwanke zwischen 4 und 5 Sternen. Allerdings merke ich, dass bei Larkwood noch deutlich Luft nach oben ist. Sehr gute 4,4 Sterne und eine Empfehlung – insbesondere für alle, die Diversity im Fantasy-Genre lesen wollen.