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meinzeilentraum

Posted on 18.4.2021

Bevor ich mit der Rezension beginne, möchte ich euch vorwarnen, dass ich auf einige Inhalte des Buchs eingehe und dies zu Spoilern führt. Nun gut, legen wir los... Als ich gerade eben den Originaltitel dieses Buchs für diese Rezension recherchiert habe, war mein erster Gedanke, wie viel passender der englische Titel für das Buch ist, denn er lässt schon erahnen, dass es in den Briefen nicht nur um belanglose Dinge geht. Am Anfang fand ich die Geschichte rund um die Liebesbriefe und wie sie jahrelang miteinander schrieben, total schön. Aber der Inhalt der Briefe veränderte sich nach und nach und es war mir too much – hätte ich den englischen Titel gekannt, wäre ich vorbereitet gewesen, aber so dachte ich mir nur „What? Ist das euer Ernst? Ihr habt euch noch nie getroffen, seid euch noch irgendwie fremd und erzählt euch dann all diesen intimen Kram???“ Das war mir irgendwie too much information und ich kann nicht nachvollziehen, warum die beiden sich erzählen, dass das Bild des jeweils anderen sexuelle Fantasien bei ihnen ausgelöst hat usw. Generell war es mir zu viel Sex im Buch – gefühlt war es ein halber Porno, weil dauernd die Rede von Sex war. So 2-3 Liebesszenen in Büchern finde ich gut und mag ich, aber wenn man die ganze Zeit davon redet und sie dauernd nur miteinander schlafen, dann ist das irgendwann ermüdend. Die Liebesgeschichte zwischen Griffin und Luca war definitiv keine konventionelle Geschichte a la Boy meets girl und sie verlieben sich. Nein, sie waren Brieffreunde, haben einen Vertrauten ineinander gefunden bis Luca etwas erlebte, das sie traumatisierte. Dann schrieb Griffin ihr eines Tages wieder und die Brieffreundschaft lebte erneut auf – nur erzählten sie sich halt sehr intime Dinge auf einmal. Natürlich verspürten beide eines Tages den Wunsch, den anderen einmal persönlich zu treffen, vor allem weil Griffin ihr kein aktuelles Bild von sich schicken wollte, was mich schon sehr stutzig gemacht hätte. Auch Luca macht sich so ihre Gedanken, zieht aber die falschen Schlüsse. Was Griffin aber tat, fand ich übergriffig. Einen Privatdetektiv zu engagieren, um ihm Bilder von Luca zu beschaffen, geht einfach mal gar nicht. Und dass es so wenig thematisiert wurde, fand ich auch nicht gut, denn das war schon ein riesiger Eingriff in Lucas Privatsphäre. Grundsätzlich hatte Griffin schon Traummann-Potenzial, da er Luca so akzeptierte wie sie war, um sie kämpfte und ich als Leserin spürte, wie viel sie ihm bedeutete. Aber diese Sache mit dem Privatdetektiv und was er sie in den Briefen alles fragte, fand ich gar nicht gut. Luca war eine Protagonistin, die eine sehr ungewöhnliche Beziehung zu ihrem Therapeuten hatte, aber das war auch irgendwie amüsant. Allerdings konnte ich mich mit ihr nie wirklich anfreunden, da sie in den Briefen so viel preisgab und ich das nicht richtig mit ihrem Charakter vereinbaren konnte. Sie schrieb, dass sie sich bisher nie richtig auf einen Mann einlassen konnte, immer das Licht aushatte etc, aber sobald sie Griffin trifft, ist das alles vergessen… fand ich etwas komisch. Außerdem – ich denke viele von uns hätten Bedenken sich auf einen weltberühmten Musiker einzulassen. Man weiß ja, dass Privatsphäre ein sehr rar gesähtes Gut ist, wenn jemand so eine große Fangemeinschaft und so ein großes mediales Interesse hinter sich hat. Aber ich fand es nicht schön, dass sie sich erst auf ihn einlässt und dann immer wieder Gründe findet, warum sie einfach nicht zueinander passen. Sie lässt ihn einfach so gehen, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, was ich echt traurig und irgendwann auch nervig fand. Griffin kämpfte ja wirklich so sehr um sie, aber Luca war nur auf sich selbst fokussiert… Als sie wieder zueinander gefunden hatten, spürte ich nicht mehr die Liebe und ihre Verbindung. Dann kam der Epilog und der war auch irgendwie nicht meins. Die Tatsache, dass der Doc gestorben ist und auch wie er einsam zuhause lag, hat mich zum Ende des Buchs nochmal so richtig runtergezogen. Musste das sein? Und das alles nur, damit Luca sich endlich auf Griffin verließ und der Vogel am Hochzeitstag auftauchte? Was mir too much war, war auch das Datum – was einige vielleicht toll finden, fand ich zu unrealistisch und zu kitschig – als ob sie auf den Tag genau 20 Jahre später heiraten… Also ich glaube man merkts, aber ich war nach der Trennung kein Fan mehr von Luca. Meiner Meinung nach hätte sie mehr um Griffin kämpfen müssen, aber ich konnte mich halt auch nicht wirklich in ihre Situation hineinversetzen. Insgesamt fand ich das Buch ganz gut – ich mag männliche Protagonisten, wo man merkt, dass sie die Frau wirklich lieben und sie um sie kämpfen. Wenn die Briefe nicht so krass intim geworden wären, der Privatdetektiv nicht gewesen wäre, weniger Sex vorgekommen wäre und Luca sich nicht zwischenzeitlich von ihm getrennt hätte, wäre es ein weiteres 5 Sterne Buch für mich gewesen. Dennoch werde ich noch andere Bücher der beiden Autorinnen lesen, da ich immer noch hoffe, dass ein weiteres 5 Sterne Buch darunter ist. Ich mag den Schreibstil der beiden, er ist angenehm und flüssig zu lesen und lässt die Seiten nur so vorbeifliegen… auch das Cover dieses Buchs finde ich sehr gelungen, sodass ich die Rezension mit einer positiven Note abschließe. Falls ihr das Buch lest, wünsche ich euch viel Spaß!

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