Lenislesestunden
“Die Gegenwart, davon ist Françoise überzeugt, muss in ihrer ganzen Intensität gelebt werden. Vergnügen als Religion. Es gilt, Langeweile und Einsamkeit zu vermeiden, ihnen keinen Platz zu lassen, sie gar nicht erst aufkommen zu lassen. “Die Langeweile”, so Françoise, “ist wie ein Krankheitskeim, den man sich einfängt.”” - S. 52 Mit genau so viel Leichtigkeit, Esprit und Witz wie Françoise selbst beschreibt Julia Korbik in “Bonjour Liberté - Françoise Sagan und der Aufbruch in die Freiheit” das schillernde Leben der französischen Schriftstellerin, die mit “Bonjour Tristesse”, ihrem Debütroman, quasi über Nacht zum Star wurde. Und genau wie es da obige Zitat schon andeutet, war das Leben von Françoise Sagan tatsächlich reich an Vergnügungen, Alkohol, schnellen Autos und Freundschaften, unter anderem mit illustren Pariser*innen wie Juliette Gréco, Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Doch mit all dem Spaß versuchte sie auch stets, sich von sich selbst und ihrer Melancholie abzulenken. Nur im Schreiben konnte sie ganz versinken und bezeichnete die Literatur sogar als Liebe ihres Lebens, die sie erst zu der werden ließ, die sie war und ihr das Tor zur Welt öffnete. Françoise brach mit dem Rollenbild, das sie in den fünfziger Jahren erfüllen sollte, und wurde auch deshalb zu einem Vorbild ihrer Generation. In ihren Büchern sprach sie trotz des leichten, unterhaltsamen Schreibstils Themen wie Abtreibung an, die eigentlich eher unter den Tisch gekehrt wurden. Auch wenn sie lange politisch kaum aktiv war, trug sie mit ihrer Verkörperung eines freien, ungebundenen Lebens und ihren Romanen zum gesellschaftlichen Wandel bei. Julia Korbik schafft es mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit, dieses Jahrzehnt, Françoise und all die spannenden Persönlichkeiten in ihrem Umfeld auf unterhaltsamste, aber nie platte Art und Weise zum Leben zu erwecken. Für mich eines der Highlights des Jahres bisher. Nur wer schenkt mir jetzt sämtliche Werke von Françoise Sagan…?
