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Matzbach

Posted on 17.4.2021

Zu Beginn dieser Rezension zwei Geständnisse: 1. Obwohl ich Klaus Modick zu meinen Lieblingsautoren zähle, bin ich eher zufällig auf diese Neuerscheinung gestoßen, die ich natürlich sofort gekauft habe. 2. Aus dem gleichen Grund bin ich (positiv) voreingenommen, denn bisher hat mir mit Ausnahme von "Die Schrift vom Speicher" noch alles gefallen, was ich von dem Autoren gelesen habe. So ist es auch mit "Fahrtwind". Aus der Distanz des Alters beschreibt der Erzähler eine Situation aus der Jugendzeit, womit neudeutsch ausgedrückt eine Art Roadmovie beginnt. Ein junger Mann aus Norddeutschland lehnt es ab, auf den von seinen Eltern vorbereiteten Lebensweg einzusteigen, stattdessen tut er genau das Gegenteil und steigt aus, indem er mit seiner Gitarre loszieht und in ein unbestimmtes Ziel im Süden trampt. Dabei begegnet er zwei Frauen, die ihn bis nach Wien mitnehmen, die ältere der beiden bietet ihm gar einen Job nach seinem Gusto ab, er soll die Gäste ihres Hotels mit seinen Liedern unterhalten. Da er sich spontan in die jüngere der beiden verliebt hat, bleibt er also zunächst und lebt gut und günstig vor sich hin, bis seine Hoffnung auf ein Zusammenkommen mit der Geliebten jäh durch das Auftauchen eines offensichtlich mit ir verbundenen Mannes zerschlagen wird und er selbst zum Opfer unliebsamer Avancen der Älteren wird. Also flieht er aus Wien, lernt weitere interessante Menschen kennen, bis ihm irgendwo in the middle of nowhere in Österreich zwei Motoradfahrer aufgabeln und mit nach Italien nehmen. Dort gerät er in eine ominöse Geschichte, bei der er nicht weiß, welche Rolle er spielt, doch er lässt sich darauf ein, denn am Ende findet sich alles "und es war alles, alles gut". Nicht nur das letzte Zitat verweist auf Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts" was auch nicht besonders schwer zu erkennen ist, weist doch der Erzähler selbst im Eingangskapitel auf die Geburt der Idee, diese Geschichte zu schreiben hin, wobei eben dieser Klassiker eine gewichtige Rolle spielt (was bei mir dazu führt, in Bälde die Vorlage mal wieder zu lesen). Insofern stellt "Fahrtwind" eine moderne Adaption der romantischen Novelle dar, die Anspielungen sind vielfältig, mal offen, mal subtil. Dazu gelingt es Modick aber auch, den Zeitgeist der Siebziger gekonnt einzufangen, sei es mit den zitierten Songs, sei es mit der Beschreibung des legendären VW-Bulli der ersten Generation. Eigentlich hat das Buch nur einen gravierenden "Nachteil", es ist viel zu schnell gelesen.

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