Hoppsi
„Niemanns Kinder“ nähert sich der Thematik welche Spuren der Krieg hinterlässt, aus Sicht der Kindes Kinder. Dabei erfährt man so wenig von dem was geschehen ist, die Stille und das Schweigen die innerhalb der Familie von Marta und Mateo herrschen sind so intensiv spürbar und fühlen sich beim Lesen stellenweise so schwer an, wie als würde man eine Bleiweste tragen. Es ist herausragend gelungen, die Stimmung, die Gefühle und was diese ganze Situation mit den Menschen innerhalb einer Familie macht, intensiv und authentisch zu beschreiben. Marta und Mateo sind im Teenageralter, erleben die erste Liebe und beiden wird immer bewusster dass die Vergangenheit ihrer Eltern und Großeltern, noch immer Auswirkungen auf ihr Leben hat. Dabei wirkt das Buch wie ein kleines Kunstwerk, welches ein weiteres Kunstwerk, das Tagebuch des Vaters beinhaltet. Schon die Nummerierung der Kapitel ist für mich ein Highlight. Auch die Art und Weise, wie sich Marta mit der Vergangenheit auseinandersetzt und dann ihr Ausbruch haben mich tief berührt. Die Enge der kleinen Wohnung, das Zusammenleben mit Mutter und Tante und das gemeinsame Zimmer mit ihrem Bruder drücken noch zusätzlich auf die Stimmung. Dadurch dass Sätze, die eine größere Bedeutung haben, für sich auf seiner Seite stehen, wird deren Intensität extrem hervorgehoben. Ebenso eine starke Wirkung hat der Punkt auf einer weißen Seite. Für mich ist das alles unglaublich gut durchdacht und ausgearbeitet. Sein es die grammatikalischen Fehler in den Tagebucheinträgen, durch die das Tagebuch stark an Glaubwürdigkeit gewinnt. Als auch das es in all dem Chaos und in all dem was kaputt ist, auch ganz viel Liebe gibt. Diese Liebe zu Finn habe ich besonders genossen, denn er war für beide Geschwister ein Anker, ein Licht in der Dunkelheit. Dieses Buch ist unglaublich intensiv und ging mir sehr nahe. Das lag vor allem an dem Schreibstil, dem Schweigen welches ihre Mutter und ihre Tante Jasenka mit sich tragen und niemals von dem sprechen was sie als Kinder im Bosnienkrieg erlebt haben. Aber auch an dem Trauma ihres Vaters Daniel und seinem nicht da sein. Ein wichtiges Buch um zu verstehen, wie lange schlimme Erlebnisse der Eltern und Großeltern noch in ihren Kindern nachwirken.