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#MeToo – Ein spannender, erschreckend ehrlicher Infos zum Buch Autor: Amelie Fried Verlag: Heyne Seitenanzahl: 496 Preis: 22,00 € [Hardcover] 12,99 € [eBook] ISBN: 9783453270480 Erschienen am September 2020 Erster Satz Der Tag, der Julias Leben für immer verändern sollte, begann mit dem Kreischen einer Motorsäge. Darum geht es Julia Feldmann arbeitet als Freie Journalistin und ackert sich den Arsch ab. Sie kommt grade so um die Runden, da drückt ihr Chef ihr einen Auftrag in die Hand. An einem renommierten Forschungsinstitut sollen Frauen öfters belästigt werden. Ausgerechnet an dem Institut an dem einst auch ihr Bruder gearbeitet hat. Ihr Bruder, der vor Jahren spurlos verschwunden ist. Julia, anfangs skeptisch gegenüber den Behauptungen der Frauen, kommt in ihren Recherchen schnell der dunklen, erschreckenden Wahrheit auf die Spur. Auch Zusammenhänge zu ihrem Bruder fallen ihr auf. Julia versucht heraus zu finden, was genau an diesem Institut hinter verschlossenen Türe vor sich geht und gerät dadurch selbst in Gefahr. Doch so leicht lässt sie sich nicht den Mund verbieten. Wie es mir gefallen hat Der Titel passt einfach wahnsinnig gut zu der Geschichte, was mir jetzt erst im Nachhinein richtig bewusst wird. Ich habe nach dem Lesen einige Tage bedenk Zeit gebraucht, um mir darüber bewusst zu werden, wie ich den Roman bewerten soll. Am Ende ist es doch positiv ausgefallen. Über die Cover Gestaltung Das Cover ist einfach so schön gestaltet. Es ist einem ganz außergewöhnlichen Stil und sticht dadurch sofort heraus. Auch die Aufteilung des Covers, sowie die Platzierung des Titels gefallen mir sehr gut. Über den Schreibstil Teilweise etwas ausschweifend und trocken, aber auch lebendig und spannend geschrieben. Der Stil hat mir ganz gut gefallen, konnte mich aber nicht gänzlich überzeugen. An einigen Stellen kam mir das Buch zu langatmig vor, mir fehlte die Spannung. Aber trotzdem ließ es sich allgemein fließend lesen. Sie kannte allerdings auch die Bereitschaft der Öffentlichkeit, zunächst die Darstellung der Frauen in Zweifel zu ziehen statt die der Männer. Und die Version »erfolglose Journalistin baggert angesehenen Wissenschaftler an und rächt sich mit Missbrauchsvorwürfen, als er nach einem One-Night-Stand nichts mehr von ihr wissen will« klang deutlich überzeugender als »sehr gut aussehender, charmanter, erfolgreicher Wissenschaftler, dem die Frauen zuhauf hinterherlaufen, vergreift sich brutal an Studentinnen« – Seite 322 Über die Charaktere Julia gefiel mir als Protagonistin ganz gut, auch wenn sie ihre Ecken und Kanten hat. Vom Alter her konnte ich mich wenig mit ihr identifizieren, auch mit ihren Gewohnheiten und Lebensumstände hatten wir wenig gemein. Dennoch kam ich erstaunlich gut mit ihr zurecht. Sie wuchs mir richtig ans Herz. Im Verlauf der Geschichte sieht man auch hervorragend, wie sie sich weiterentwickelt. Anfangs war Sie nämlich richtig Klischeehaft. Dafür nehme ich mal ein Zitat von Mias Anker, die das hervorragend beschrieben hat: »Genauer gesagt ist sie das Klischee aller Klischees. Ich spreche von den üblichen „Bildest du dir das nicht ein?“ und „Woher weiß ich, dass du nicht lügst?“ – Fragen bis hin zu Aussagen wie „Du musst reden, sonst machst du dich mitschuldig!“« Doch im Verlauf der Handlung erkannte sie selbst, wie falsch das war und setzte wirklich alles daran, diese Ungerechtigkeit, diese Straftat aufzudecken. Dabei setzte sie sich selbst einigen Gefahren aus. Also auch wenn es mich anfangs ärgerte, wie unsensibel und unsympathisch sie war, so wurde es doch besser. Nebenfiguren Sebastian, alias der Gewichtheber. Er hat mir von Beginn an sehr gut gefallen und mein Herz erobert. Er war von der ersten Szene an freundlich, witzig, liebevoll und charmant. Ein Hauptgewinn. Leider kam er doch recht wenig in der Geschichte vor. Nina und Kathrin sind wunderbare Freunde und unterstützen Julia wo es nur geht. Die beiden kamen regelmäßig im Buch vor und sorgten immer wieder für Witz. Die beiden fand ich auch ganz wunderbar, eine nette, alltägliche Abwechslung zu den anderen Nebenfiguren, die Julias das Leben schwer machten. Chris, Höger und Dettmer. Es gab in diesem Buch viele männliche Figuren, die dem Geschlecht wirklich keine Ehre gemacht haben. Von Chris mal abgesehen, der doch irgendwo ein netter Kerl war, waren die anderen doch richtige Kotzbrocken. Arrogant, sexistisch und machthungrig. Besonders Höger ist mir in der Handlung auf die Nerven gegangen. Er widerte mich richtig an. Es gab noch zahlreiche weitere Nebenfiguren, teilweise wichtig, teils eher Nebensächlich. Alle haben perfekt zur Handlung gepasst und sorgten dafür, dass die Geschichte lebendig wurde. Leider waren einige dann doch zu viel, zu unnötig. Meiner Meinung nach hätte die Autorin sich auf die Hauptfiguren fokussieren sollen und ebenso auf die Haupthandlung. Über die Handlung Ich fand schnell in die Handlung und verfolgte gespannt dir Ermittlung der Journalistin. Auch die kleineren Einblicke in ihren Alltag haben mir gut gefallen, doch ab und an schweifte die Autorin doch etwas vom eigentlichen Thema ab. Das Buch hätte bestimmt 100 Seiten weniger haben können. Mir hätte es besser gefallen und es hätte bestimmt auch mehr Spannung erzeugt, wenn die Autorin sich auf die Recherche konzentriert hätte, auf die Geschichte vom Institut. Die Suche nach Julias Bruder fand ich noch ganz schön mit eingebunden, grade auch weil ihr Bruder ja im Zusammenhang mit dem Institut steht. Alles andere außen herum hätte aber ruhig weggelassen werden können, sprich die längeren Szenen mit der Mutter, oder die kleineren Aufträge zwischen drin. So wäre die Handlung schneller voran gekommen und auch die Spannung stetig gestiegen. Sehr gut fand ich, dass die Autorin einfach die erschreckende Wahrheit aufgezeigt hat. In diesem Buch zeigt sie genau, wie es den Betroffen geht, warum sie sich nicht trauen darüber zu sprechen und wie aktuell, wie allgegenwärtig dieses Thema leider in unserer Gesellschaft verankert ist. Anmerkung: Ich rate all jenen davon ab, das Buch zu lesen, die mit solchen ernsten, erschreckenden Themen nicht umgehen können. Auch mir ging es ganz schön nahe. Fazit Teilweise langatmige, ausschweifende Handlung, aber dennoch gelunger, erschreckend ehrlicher Roman.