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throughsioux_books

Posted on 13.4.2021

Schreibstil: Die Autorin schreibt flüssig, jedoch nicht wirklich locker. Mir fehlte komplett die Leichtigkeit, um durch das Buch zu rauschen. Stattdessen war alles ziemlich lang und unaufgeregt erzählt. Es wurde nicht wirklich emotional und auch nicht tiefgreifend, dennoch machte der Schreibstil vom Tempo her den Eindruck. Mir fiel es so einfach unheimlich schwer, das Buch nicht abzubrechen. Die Handlung trug da aber natürlich auch ihren Teil zu bei. Meine Meinung: Erst einmal wurde ich nicht richtig warm mit Charlotta. Ich habe verstanden, dass sie gut in ihrem Job ist, aber mehr? Sie kann sich nicht durchsetzen, steht nicht für sich ein, befindet sich immer wieder Situationen, in denen man nicht versteht, dass sie nachgibt usw. Für mich wurde sie einfach nicht richtig greifbar. Tiefe sollte bei ihr wohl geschaffen werden, indem ihr familiärer Hintergrund problematisiert wurde. Jedoch taucht das immer nur sporadisch in der Handlung auf und beeinflusst sie nicht wesentlich in ihrem Denken und Handeln. Die rasche Aufklärung dieser Problematik gegen Ende des Buches bestätigte mir nur, dass eine Ausarbeitung hier nicht wirklich stattgefunden hat. Es wirkte eher wie ein loser Faden, der Charlotta begleitete. Bei Ignacio ist es ähnlich. Vielleicht konnte ich ihn noch etwas besser fassen. Er erhielt einen familiären Hintergrund, eine Ex-Freundin, aber vor allem eigene Moralvorstellungen. In Bezug auf das Thema der Geschichte, befindet er sich in einer zentralen Position und muss sich dort für einen Weg entscheiden. Ohne Meinung wäre das wohl schlecht. Nicht ganz gelungen fand ich, dass er nie so recht Nägel mit Köpfen gemacht hat und sich zu seiner Meinung positioniert hat. (Jedenfalls nicht bis kurz vorm Ende.) Ich konnte so halb nachvollziehen, bei was es um ihn ging. Er rüttet die Handlung auf und zwingt auch Charlotta, sich Gedanken zu machen, es bleibt allerdings alles etwas schwach. Das könnte mit daran liegen, dass ich Emotionen innerhalb der Story komplett vermisst habe. Es startet schon damit, dass man als Leser gar nicht so recht wusste, auf welcher Basis die beiden nun eine Beziehung beginnen. Geht es nur ums Geschäft? Sind da auch Gefühle? Sind die gespielt oder echt? Was zählt am Ende wirklich? Das wird natürlich letztendlich beantwortet, allerdings ist davor so gar nichts klar. Ich konnte die beiden ehrlich gesagt in ihrer Zweisamkeit gar nicht ernst nehmen, weil ich stets im Hinterkopf hatte, was eine Verbindung zwischen ihnen bedeuten würde und was ihre anfängliche Intention war. Ohne die Beschreibung von Gefühlen – es war auch einfach nicht spürbar, dass welche entstehen – wirkte das Ganze einfach nur verwirrend auf mich und mir stellte sich die Frage, wie das enden sollte. Nun gab es ja aber nicht nur die Liebesgeschichte, sondern die beiden sind auch in einen Menschenrechtsfall verstrickt, bei dem sie sozusagen Gegenpositionen beziehen. Da möchte ich gerne sagen, dass ich das Thema so erst einmal interessant fand und dass es auch durchaus Potential hatte. Vor allem, weil es eben besonders bei Ignacio zu Gewissensfragen führte. Es war aber auch so, dass ich selbst als Leser nicht richtig bei dem Fall mitfiebern konnte, weil mir einfach Details fehlten. Es blieb alles ziemlich platt und oberflächlich. Die Ausgangssituation wurde geschildert und auch mehrmals wiederholt, die kleinteiligen Schritte, die dann zum Endergebnis, führten, wurden mir jedoch nicht richtig deutlich. Man möchte doch gerne selbst mitdenken. Möchte überlegen, wie man das „Problem“ lösen könnte, welche Argumente es für das für und das wider gibt. Letzten Endes geht es dann übrigens ganz unspektakulär aus, was zu diesem wenig spannenden Handlungsverlauf passt. Es war sozusagen nur der Anfang und das Ende wichtig. Dabei wäre Potential zur Spannungssteigerung meiner Meinung nach da gewesen. Gerade bei solch einem Thema. Jetzt noch einmal zum restlichen Verlauf der Geschichte: Die „Liebes“geschichte von Charlotta und Ignacio baut sich langsam und unaufgeregt auf. Es gibt immer wieder Zeitsprünge, die Verwicklungen mit dem Fall führen zu ungewöhnlichen Reaktionen und die beiden reden erst gegen Ende überhaupt wirklich miteinander. Und das Ende war dann auch noch größtenteils vorhersehbar und zu schnell abgehandelt. Das Einzige, was ich wirklich positiv an den ganzen Ortswechseln, die die Zeitsprünge mit sich brachten, fand, war, dass man ein bisschen was von Stockholm zu „sehen“ bekam. So war zumindest das schwedische Feeling spürbar. Ach und bevor ich es vergesse: Das Buch enthält tatsächlich noch zwei andere Perspektiven – die zweier Freunde der beiden, die ebenfalls eine Liebesgeschichte miteinander verbindet. Die Liebesgeschichte fand ich persönlich fast spannender als die von Ignacio und Charlotta. Allerdings hatte sie so in dem Format nicht genug Platz und wirkte ein wenig deplatziert, schließlich ging es ja eigentlich um das andere Paar. Ich habe nicht so recht verstanden, was es für einen Sinn machte, dass das so in den Handlungsverlauf integriert wurde. Fazit: Für mich ein ziemlich schwaches Buch. Es wollte einfach keine Spannung aufkommen. Ich musste mich regelrecht durch die Handlung quälen. Dazu kam noch, dass mir die Emotionen fehlten, die Charaktere nicht so ganz fassbar waren und viel Potential hinsichtlich der Thematik verschenkt wurde. Schade. Gerade so 2 von 5 Sterne von mir, weil Thematik und Setting eigentlich nicht schlecht waren.

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