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mabuerele

Posted on 13.4.2021

„...Wie Sie bereits informiert worden sind, vertrete ich die Interessen der kürzlich verstorbenen Enrietta da Silva. […] Sie hat ein Testament hinterlassen. Darin sind Sie als einer der Erben eingesetzt. Ich verstehe allerdings bisher nicht, warum, um ehrlich zu sein, denn sie hat Sie mir gegenüber nie erwähnt...“ Diese Worte richtet der Notar Andreas Leuthard in Zürich an den argentinischen Arzt Emilio Volpe, der wegen einer Erbschaftsangelegenheit vor ihm sitzt. . Der ist nicht bereit, Auskunft zu geben. Enrietta da Silva war eine erfolgreiche Autorin. In relativ jungen Jahren hat sie ihre Heimat Argentinien verlassen. Das Leben bis dahin hat sie mit Schweigen bedeckt. Davon kann auch Jana ein Lied singen. Ihr erstes Zusammentreffen mit Enrietta war in dem Moment abrupt beendet, als sie Fragen über Argentinien gestellt hat. Später hat Jana eine Rolle als Schauspielerin in einer Verfilmung von Enriettas Buch übernommen. Seitdem waren die Frauen befreunden. Nun ist Jana neben Emilio die zweite Erbin. Die Autorin hat eine spannende Gegenwartsgeschichte geschrieben. Normalerweise ist eine solche Erbschaftsangelegenheit schnell erledigt. Dann aber taucht Armando da Silva, der leibliche Sohn von Enrietta, auf und macht seine Ansprüche geltend. Der Schriftstil ist ausgereift. Schnell wird klar, dass hinter dem Geschehen eine komplexe Familientragödie steckt. Keiner weiß, wovon Armando bisher gelebt hat. Er war mit seiner Volljährigkeit aus dem Hause Volpe verschwunden. Emilio und Armando sind zwar eine zeitlang miteinander aufgewachsen, aber nicht verwandt. Zwischen ihnen herrscht eine gepflegte Feindschaft. Je mehr ich über die Zusammenhänge erfahre, um so deutlicher wird, dass die Autorin da Silva ziemlich rücksichtslos mit Menschen umgegangen ist. Jetzt aber müssen die ihre Vergangenheit aufarbeiten. Dazwischen steht Jana, die nicht weiß, was sie davon halten soll. Ihre unkonventionelle Art macht sie offen für die Bedürfnisse anderer. Die folgenden Sätze charakterisieren Emilio besonders gut: „...Als jemand, der feste Strukturen brauchte, war ihm jede Abweichung davon zuwider, und was er seit seiner Ankunft in Zürich erlebt hatte, verwirrte ihn nicht nur, es verstörte ihn mehr, als ihm lieb war...“ Elena, Emilios Frau, mahnt ihn: „...Deine Befürchtungen sind aus meiner Sicht daher mehr als berechtigt, denn Armando ist ein Überlebender, und Menschen, die überlebt haben, sind gefährlich...“ Sie spielt damit auf Enriettas ungewollt Schwangerschaft und die daraus resultierende lieblose Kindheit von Armando an. Doch auch sie weiß nicht alles. Es sind nicht nur intensive Gespräche, die die Konflikte andeuten, sondern ebenso die Gedanken der Protagonisten, die für eine innere Spannung sorgen. Als Leser lerne ich fast nebenbei einige Ecken von Zürich, aber auch Salzburg und Umgebung kennen. Bis zum Ende ist mir unklar, was Enrietta wirklich mit ihrem Testament bezweckt hat. Jana wollte sie Gutes tun. Aber warum hat sie dem Notar ihren Sohn verschwiegen? Wollte sie ihn ein letztes Mal demütigen? Was wusste sie über sein Leben? Eines kann sie kaum geahnt haben. Das Geschehen hat die Protagonisten verändern. Emilio und Armando sind nach den Tagen in Zürich nicht mehr die gleichen wie zuvor. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Sein intensiver Erzählstil hat mich als Leser mitgenommen.

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