Profilbild von mabuerele

mabuerele

Posted on 12.4.2021

"...Das war ein Gemeinschaftsprojekt. Jeder von uns brauchte die anderen und nur zusammen war es möglich, alles mit Erfolg abzuschließen..." Dieses Zitat fällt fast am Ende des Buches. Zuvor aber war eine Menge passiert. In der Villa Kunterbunt, die von einer Stiftung betrieben wird, leben 7 Kinder zwischen 3 und 14 Jahren. Die Leiterin gibt sich viel Mühe, doch das Heim ist ziemlich heruntergekommen. Als die Stifterin stirbt, legt sie testamentarisch fest, dass das Haus innerhalb einer festgelegten Frist renoviert werden muss, sonst fällt es an die Stadt. Dort liebäugelt man schon mit den teuren Baugrund. Bruno Bromberg, der Stiftungsvorsitzende, setzt alle Hebel in Bewegung, damit das Projekt ein Erfolg wird. Eine Sozialarbeiterin der Stadt steht ihm zur Seite. Zuerst bietet er seinen alten Freund Sir Henry, einen Elektriker, ihm zu helfen. Der ist froh, die Seniorenresidenz verlassen zu dürfen. Walter, ein Schreiner, der gerade pleite gegangen ist und die Wohnung verloren hat, ist bereit, sich in der Villa einzubringen. Kittyhat ihr Elternhaus verlassen, weil sie sich eingeengt fühlte, und lebt auf der Straße. Als sie beim Diebstahl erwischt wird, lässt ihr die Richterin die Wahl: Sozialprojekt oder Gefängnis. Mit folgenden Worten stellt sie sich bei der Villa vor: „...Moin! Ich bin Kitty. Ich soll mich hier melden, um diese Bruchbude zu renovieren...“ Alina bekommt von ihrem Vater die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder sie nimmt am Projekt teil oder er schickt sie auf eine seiner Baustelle ins Ausland. Er hat es satt, dass ihr Leben nur aus Party, Alkohol und Kopfschmerzen besteht. Am ersten Morgen tönt es aus dem Gemeinschaftsbad: „...Meinereiner rasiert sich gerade die Beine. Um meine Nägel muss meinereiner sich auch noch kümmern...“ Damit ist eins klar: Kitty und Alina sind wie Feuer und Wasser. Während Kitty sich freut, ein Dach über den Kopf und ein Bett zu haben, ist die Gemeinschaftsunterkunft Alina mehr als suspekt. Walter ist der stille Arbeiter im Hintergrund. Sir Henry dagegen erreicht durch fein dosiertes Lob, dass jeder sein Bestes gibt. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist mal ernst, aber oft auch humorvoll. Vor allem die Kinder haben mich häufig zum Schmunzeln gebracht. Ähnlich sind die Emotionen, die er hervorruft. Es gibt sehr bewegende Augenblicke, aber auch Momente von Zorn und Wut. Stellenweise ist er sehr ausgereift, so zum Beispiel bei diesen aufbauenden Worten von Sir Henry zu Alina: „...Bei dir ist es wie beim Wein. Die teuersten Weine entstehen aus Trauben, die am längsten an den Reben blieben...“ Das Team muss sich zusammenraufen. Vor allem die jungen Frauen brauchen Zeit, um herauszufinden, wo ihre Talente und Begabungen liegen. Logisch, dass manche Aufgabe erst einmal daneben geht. Eines aber zeigt sich schnell: Alle haben begriffen, dass es um das Wohl der Kinder geht. Als sie mitbekommen, wie ihre Arbeit bewusst sabotiert wird, schweißt sie das noch mehr zusammen. Neue Ideen reifen und werden umgesetzt. Und dabei verändern sie sich auch innerlich. Am Ende spricht „meinereiner“ von „unsereiner“. Kitty und Alina lernen trotz aller Unterschiedlichkeit voneinander. Die folgenden Sätze von Alina zu Kitty müssen sich beide auf die Fahne schreiben: „...Eltern wollen immer nur das Beste. Leider verstehen wir das oft erst dann, wenn es schon fast zu spät ist...“ Jedes Kapitel beginnt mit mehreren Bleistiftzeichnungen und einem Zitat.Gerade durch diese Zitate lerne ich die Protagonisten und ihr Denken noch näher kennen. Die folgenden Worte stammen von Walter: „...Ich liebe Holz – es ist warm, freundlich und quatscht mich nicht voll...“ Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie eine Gemeinschaft wächst, wenn sich alle einbringen wollen, und dass sich Menschen ändern können, wenn sie gefordert werden. Dann haben Gier und Intrige keine Chance.

zurück nach oben