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In ihrem Debüt zeichnet Simone Lappert das Portrait einer jungen Frau, deren Leben von Angstzuständen beherrscht wird. Gefangen in einer lähmenden Apathie will Ada der Erfolg als Schauspielerin nicht so recht gelingen. Als sie zum wiederholten Mal ihre Miete nicht bezahlen kann, quartiert der geduldige Vermieter kurzerhand seinen Enkel Juri bei Ada ein und stellt ihr Leben so auf den Kopf. Das Gefühl von Angst kennt jeder. Wir fürchten uns vor wichtigen Ereignissen, der Höhe, Spinnen. Angst ist eine Reaktion auf eine mögliche Gefahr und hilft uns, die Ursache auszuschalten oder ihr zu entkommen. Aber was, wenn es sich um eine grundlose Angst handelt? Wenn man nicht weiß, wodurch die Angst entsteht und wie man sie besiegen kann? „Es gab keinen Grund für die Angst, keinen, auf den sie hätte zeigen können. Hätte sie eine Narbe gehabt, vom Brustbein bis zum Bauchnabel, oder ein Närbchen ganz dicht neben dem Auge, hätte sie sagen können: ,Deshalb, seit damals.‘ Und dann wäre genickt und verstanden worden, und auch sie selbst hätte sich zunicken und sich verstehen können.“ Ada kann ihre Angst nicht erklären und kapselt sich immer mehr von ihren Mitmenschen ab. Nach außen stark und cool, steigert sie sich in den einsamen Momenten immer mehr in ihre düsteren Gedankenwelten hinein. Als Juri in ihren privaten Raum eindringt, fühlt sie sich zunächst bedrängt, fasst jedoch nach und nach Vertrauen und lernt, sich auf Nähe einzulassen. Sprachlich konnte mich Simone Lappert voll und ganz überzeugen – die Autorin versteht es, interessante Beobachtungen in wunderschöne Sprache zu verpacken und lebendige Bilder im Kopf zu erschaffen. Durch eine gesunde Distanz zur Protagonistin und eine Prise Humor schafft Lappert es, ein ernstes Thema einfühlsam anzusprechen, ohne den Leser in einen düsteren Abgrund der Gefühle zu reißen. Wer nach einer außergewöhnlichen Geschichte sucht, wird hier jedoch nicht fündig. Zu stark konstruiert ist der Handlungsstrang, der sich nicht weniger Klischees bedient, um schließlich in ein vorhersehbares Ende zu münden. Aber vielleicht war der Anspruch an dieses Werk auch nicht, eine neue Geschichte zu erzählen. Vielleicht sollte uns eine altbekannte Geschichte neu erzählt werden.