anna
So richtig umgehauen hatte mich die Grischa-Reihe nicht – zu den Charakteren konnte ich keinen richtigen Bezug finden und tat mich entsprechend schwer damit, ihre Handlungen und Gedankengänge nachvollziehen zu können. Aber die detailreich ausgearbeitete Welt mit ihrer Magie hat es mir sofort angetan und barg viel Potential und Raum zur Entfaltung. Ihr müsst die Grischa-Reihe übrigens nicht zwingend vorher gelesen haben, könntet in dem Fall aber anfangs leicht verwirrt oder überfordert mit dem Magiesystem sein, da es in Six of Crows nicht ausführlich erklärt wird. Kommen wir aber nun zum Inhaltlichen – Kaz Brekker ist ein äußerst gehievter Krimineller. Als er das Angebot bekommt, mit nur einem Auftrag ein großes Vermögen zu verdienen, muss er nicht lange überlegen. Aber was tun, wenn man vor einer Herausforderung steht, die man unmöglich allein bewältigen kann? Richtig – man sucht sich Verstärkung in Form von fünf völlig unterschiedlichen Charakteren, jeder auf seine Art besonders und unentbehrlich für die Gruppe. Jeder mit seiner eigenen schmerzhaften Geschichte. Zugegeben, ich habe gute 150 Seiten gebraucht, um komplett in die Story einzutauchen. Das Buch kommt anfangs eher langsam in die Gänge, schließlich lesen wir aus sechs unterschiedlichen Sichtweisen und erfahren erst nach und nach in Form von Flashbacks über die Vergangenheit der einzelnen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander. Dabei merkt man, wie unglaublich gut Leigh Bardugo ihre Protagonisten ausgearbeitet hat. Und gerade die Verschiedenheit der Figuren und ihre Vielschichtigkeit lassen aus den gesichtslosen Gestalten wahre Persönlichkeiten werden, die man einfach ins Herz schließen muss. Dieses Buch wirkt irgendwie dunkler und erwachsener als die Grischa-Trilogie, nicht zuletzt dadurch, dass die Romantik nie Überhand nimmt, sondern ganz natürlich in die Geschichte einfließt. Und wem es im ersten Drittel an Spannung und Abenteuer gefehlt hat, wird auf den darauffolgenden Seiten schließlich doch noch auf seine Kosten kommen – und zwar bis zum Schluss! Denn hier nimmt die Geschichte schnell an Fahrt auf und überrascht uns Leser immer wieder mit raffinierten Wendungen.