Letterloves Bücherwunderland
Ich hatte schon länger wieder mal Lust einen historischen Roman zu lesen. Aufgrund der vielen positiven Bewertungen bin ich auf Die Zarin von Ellen Alpsten aufmerksam geworden. Und was soll ich sagen? Ich kann mich den vielen guten Meinungen nur anschließen. Das Buch ist bildgewaltig, imposant, mitreißend und dramatisch. Ein unheimlich gut recherchiertes, historisches Zeitzeugnis! Ellen Alpsten hat es mit ihrem einnehmenden Schreibstil bereits nach den ersten Seiten geschafft mich ins kalte Russland des 18. Jahrhunderts zu entführen. Auf nicht weniger als 700 Seiten bekommt man ein unglaublich authentisches und ungeschöntes Bild des Zarenreiches präsentiert. Armut und Not, Gewalt, sowie Vergewaltigung und Machtmissbrauch prägen die Zeit, in der die junge Marta als uneheliche Tochter eines Leibeigenen aufwächst, um später einmal zur mächtigsten Frau des Reiches zu werden. Als Zarin Katharina I. geht sie in die Geschichtsbücher ein. Dadurch, dass das Buch aus ihrer Sicht geschrieben ist, konnte ich mich unglaublich gut in diese außergewöhnliche Protagonistin hineinversetzen. Katharinas Leben präsentiert sich intensiv und ungeschönt. Und ich möchte niemanden vorenthalten, dass ich beim Lesen das eine und andere Mal an meine persönlichen Grenzen gestoßen bin. Es kommen so einige furchtbar grausame, menschen- und frauenverachtende Szenen vor. Sicher nichts für schwache Nerven und zarte Gemüter. Ein weiterer Punkt, den man vor dem Lesen eventuell bedenken sollte, sind die große Zahl an Namen und Persönlichkeiten, die auf einem einprasseln. Mir war bereits nach dem Prolog klar, dass das Buch trotz Ellen Alpstens klarer Handschrift keine leichte Lektüre wird. Für Einsteiger ins Genre würde ich Die Zarin daher nur bedingt empfehlen. Man kann schon leicht durcheinander kommen. Alle, die kein Problem mit den genannten Punkten haben, die an russischer Geschichte interessiert sind und im Allgemeinen gerne in historischen Romanen versinken, denen sei Die Zarin wärmstens empfohlen.