Letterloves Bücherwunderland
Die Alchemie des kalten Feuers ist ein Fantasy-Schmöker für erwachsene Leser, bei dem ich zugegebenermaßen bereits vor dem Lesen Respekt hatte. Immerhin nimmt uns der unter dem Pseudonym schreibende deutsche Autor Nathan Winter auf einen 700 Seiten umfassenden Feldzug mit. Man sollte sich auf jeden Fall darüber im Klaren sein, dass sich das Buch nicht einfach so nebenher liest. Die Geschichte ist äußerst komplex, die Protagonisten nicht immer einfach zu begreifen und das Tempo äußerst rasant. Vorallem zu Anfang hat mir die Geschwindigkeit, mit der Nathan Winter seine Geschichte über Prinz Oslic beginnt, schwer zugesetzt. Der Autor setzt uns nämlich komplett unvorbereitet mitten im Geschehen aus. In den ersten Kapiteln musste ich mir tatsächlich mühsam zusammenreimen, um was es eigentlich geht. So wirklich Licht ins Dunkel habe ich dann nach den ersten 100 Seiten gebracht und auch da war nicht immer alles auf den ersten Anlauf verständlich für mich. Es ist also schon einiges Durchaltevermögen von Nöten. Etwa 100 weitere Seiten später konnte ich mich dann auch mit den Protagonisten anfreunden. Das heldenhafte Quartett, welches den Kampf gegen die Magie aufnimmt, ist wirklich ungewöhnlich. Zum einen haben wir eben Prinz Oslic, welcher an der Universität von Doranthar, wohin er als politische Geisel entsendet wurde, wissenschaftliche Forschungen betreibt. Den Gedanken, dass Magie in seiner Welt tatsächlich existieren könnte, lehnt der Gelehrte schlichtweg ab. Als eines Tages ein Bote aus Oslics Heimat Carchadon die Nachricht überbringt, dass das Heimatland des Prinzen von dunklen Mächten überfallen wurde, beschließt der Prinz an den Hof des Tsharen zurückzukehren. Unterstützung bei der Mission erhält er von seinem treuen Gefährten, dem alternden Eulenritter Vargen, seiner Ziehtochter Testri und der Assassinin Alheefa. Mehr möchte ich zur Handlung gar nicht verraten. Nur soviel noch, dass Oslic wirklich Glück hat, so treue Begleiter an seiner Seite zu haben. Diese hat der Bücherwurm bitter nötig. Denn trotz der Tatsache, dass Carchadon von drei grausamen Hexern eingenommen wurde, weigert sich Oslic an Magie zu glauben und begeht auch den einen und anderen Fehler. So sehr ich mich mit den Charakteren nach und nach anfreunden konnte, so wenig hatte ich das Gefühl in die Welt abtauchen zu können. Hätte ich nicht im Vorfeld gewusst, das sich die Welt ans mittelalterliche Russland anlehnt, hätte ich überhaupt keine Bilder im Kopf gehabt. Nathan Winter schreibt zwar wirklich sehr detailgetreu, mir fehlten allerdings die bildhaften Beschreibungen zur Welt. Und um gleich beim Schreibstil zu bleiben. Diesen fand ich mitunter ziemlich kompliziert und anstrengend zu lesen. Ich habe mir stellenweise sehr schwer getan den Ausführungen zu folgen, was auch einen gewissen Ermüdungseffekt nach sich gezogen hat. Trotz aller Kritik würde ich Die Alchemie des kalten Feuers als lesenswert bezeichnen, denn die Grundidee an sich ist wirklich genial. Die Protagonisten sind auf den zweiten Blick ebenfalls spannend; teils liebenswert und teils geheimnisvoll. Wem die über 700 Seiten also nicht abschrecken, der sollte zu dieser Lektüre greifen. Fazit Die Alchemie des kalten Feuers ist ein wirklich gewaltiger 700 Seiten umfassender Fantasy-Schmöker mit einer tollen Grundidee. Leider war mir das Tempo der Handlung vorallem zu Beginn viel zu rasant, was bei mir mehr für Verwirrung als Klarheit gesorgt hat. Auch das Worldbuilding hätte ich mir ausgereifter gewünscht. Punkten tut das Buch jedenfalls mit seinen außergewöhnlichen Helden, die ich wirklich gerne begleitet habe und die mich haben durchhalten lassen. Auf jeden Fall lesenswert!