Letterloves Bücherwunderland
Ich habe gerade die Buchdeckel dieses unglaublichen Reihenauftaktes geschlossen und fühle mich wie im Rausch. Eisenwolf ist der erste Teil der Vardari-Trilogie aus der Feder von Siri Petterson, welche sich schon mit ihrer Rabenringe-Trilogie einen Namen gemacht hat. Für mich war es allerdings die erste Berührung mit der norwegischen Schriftstellerin....und was für eine! Ich sag nur "Gänsehautfeeling pur"! Als großer Fan des hohen Nordens hat mich Siri Pettersen schlichtweg verzaubert. Das fängt schon beim Schreibstil an, welcher die nordische Kühle wiederspiegelt. Ich würde ihn am ehesten als nüchtern, teilweise derb aber auch absolut bildgewaltig beschreiben. Wer eine blumige Sprache sucht, wird sie hier nicht finden. Das würde aber auch nicht in die rohe und kalte Welt passen, in die wir gemeinsam mit Protagonistin Juva abtauchen. Das Worldbuilding ist einfach grandios, wobei sich das Geschehen im Großen und Ganzen auf die Stadt Náklav beschränkt, welche aber durch ihre zahlreichen und detailliert beschriebenen Schauplätze unglaublich lebendig wirkt. Siri fackelt nicht lange herum und setzt uns mitten im Geschehen aus. Die ersten 200 Seiten fühlte ich mich zugegebermaßen ziemlich verloren und ich wusste nicht so recht, welche Geschichte mir die Autorin hier eigentlich erzählen will. Die Handlung ist von Anfang an unglaublich komplex und voller Verstrickungen und hat meine volle Aufmerksamkeit erfordert, um die Zusammenhänge zu erkennen. Diese haben sich auch nach und nach erschlossen und spätestens nach einem Drittel war ich wie in einem Sog gefangen. Die Geschichte lebt vor allem durch ihre vielschichtigen Charaktere, welche teilweise nur sehr schwer zu Durchschauen sind. Gut und Böse verschmelzen miteinander zu einer Einheit. Jeder - egal ob Blutleserin, Wolfsjäger, Vardari oder Wolfsblut - verfolgt seine eigenen Ziele und Interessen. Protagonistin Juva wird aufgrund eines grausamen Ereignisses mitten in die dunklen Machenschaften zwischen den Blutlesern der Seidagilde und den Vardari - den Ewigwährenden - gestoßen. Ihr Erbe als Blutleserin hat Juva schon immer abgelehnt und sich den Wolfsjägern angeschlossen. Als Kind hat Juva den Teufel gesehen, ein Ereignis, welches sie von Grund auf geprägt hat. Nach Außen hin ist sie mutig und stark mit einem großen Ziel vor Augen. Gleichzeitig ist aber auch die Angst ihr Begleiter. Ich mochte Juva sehr gerne. Sie ist ein wahnsinnig tiefgründiger Charakter, der auch Fehler macht und manchmal auch etwas zu arglos handelt. Doch sie trägt ihr Herz am rechten Fleck und ich habe sowas von mit ihr mitgefiebert. Siri Pettersen erzählt packend und einnehmend eine Geschichte von Rache, Blutgier und Sucht. Das Ganze ist gespickt mit alten Mythen und Legenden über den Ursprung des ewigen Lebens. Ich bin trotz Einstiegsschwierigkeiten begeistert, denn das Bild was sich nach und nach zusammen setzt, ist einfach genial und raffiniert. Eine Wendung folgt auf die nächste und jedes Mal wenn ich dachte Licht ins Dunkle gebracht zu habe, hat sich alles doch komplett anders dargestellt. Auch das Ende hielt eine Überraschung bereit, die ich so nicht erwartet habe und so sitze ich jetzt etwas ratlos hier und warte sehnsüchtig auf die Fortsetzung. Fazit Eisenwolf aus der Feder von Siri Petterson ist ein nordisches Fantasy-Epos und der Auftakt einer Trilogie über Rache, Habgier und Blutsucht. Die norwegische Autorin hat eine dunkle, raue und unglaublich atmosphärische Welt erschaffen, die durch ihren klaren, fast schon unterkühlten und teilweise derben Schreibstil perfekt zur Geltung kommt. Die Charaktere sind allesamt vielschichtig und authentisch, die Handlung steckt voller Machenschaften, Gier, Rachegelüsten und Blutdurst und ist alles andere als leicht zu durchschauen. Für mich ist Eisenwolf ein geniales Fantasy-Highlight mit Sogwirkung, dass ich euch absolut ans Herz legen kann.