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patricianossol

Posted on 11.4.2021

Neben Erich Kästners und Astrid Lindgrens Kinderbuchklassikern gab es in meinem Buchregal auch eine ziemlich ramponierte Ausgabe von Lewis Carolls „Alice im Wunderland“. Mein Großvater hat mir oft daraus vorgelesen. Ich sehe den verrückten Hutmacher, die Grinsekatze und das weiße Kaninchen gedanklich vor mir. Wie sind die „Alice“-Bücher entstanden und wer verbirgt sich hinter dem Pseudonym Lewis Caroll ? Diese und andere Fragen beantwortet Peter Hunt in seinem Buch „Die Erfindung von Alice im Wunderland - Wie alles begann“, welches bei wbg Theiss im März 2021 erschienen ist. Äußerlich ist das Buch ein Schmuckstück, hochwertig verarbeitet, auf Glanzpapier gedruckt. Ich bin schockverliebt, als ich das erste Mal durch die Seiten blättere. Wunderschönen Illustrationen laden zum Lesen ein. Ich lerne den Mathematikdozenten Charles Ludwige Dodgson aus Oxford kennen und fühle mich in die 1860er Jahre zurückversetzt. „Es gab vieles, was den facettenreichen Charles Dodgson amüsierte, und was sicher dazu gehört hätte, ist die Art, wie die Welt sein verschlungenes, zum Obsessiven tendierendes und seine Gestalt ständig änderndes Universum in eine schlichte Geschichte zu verwandeln trachtete.“ (Auszug aus dem Buch) Am Freitag, den 4. Juli 1862 wird die Themse nahe Oxford zu jenem Schauplatz, der den Grundstein für die Alice-Geschichten legte, jene Bootsfahrt, die Charles Dodgson mit seinem Freund Robinson Duckworth und den drei Töchtern des Dekans vom Christ-Church-College Lorina, Alice und Edith unternahm. Während ich dem Entstehungsprozeß der „Alice“-Geschichten folge, betrachte ich die tollen zeitgenössischen Fotos. So bekomme ich eine gute Vorstellung vom Autor, den handelnden Personen und den Schauplätze. Nicht zu vergessen sind die einzigartigen Zeichnungen von John Tennies aus den Alice- Büchern. Es ist interessant, wie Dodgsons „Wunderland“ die Kinderliteratur damals beeinflusst bzw. verändert hat. Er wollte mit seinen Geschichten die Gedankenfreiheit der Leser fördern, während bis dahin Kinderbücher eher der moralischen und religiösen Unterweisung dienten. Das ist ihm vortrefflich gelungen. Diesem Autor sitzt der Schalk im Nacken. Seine Werke dürften heute noch Kinderaugen zum Strahlen bringen. „Die Erfindung von Alice im Wunderland“ gleicht einer fantastischen Reise ins Viktorianische Zeitalter und gewährt Einblicke in die Entstehungsgeschichte der berühmten Nonsens-Romane.

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