Lenislesestunden
“Bei der politisch korrekten Sprache geht es darum, strukturelle sprachliche Ungleichheiten zu beseitigen. [...] Wer keinen Hass empfindet, wer nicht herabwürdigen will, für den sollte es selbstverständlich sein, sprachliche Ausdrücke zu meiden, die von anderen als hasserfüllt oder herabwürdigend empfunden werden.” - S. 62 In “Eine Frage der Moral - warum wir politisch korrekte Sprache brauchen” erläutert Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch auf knapp 70 Seiten pointiert, inwiefern eine gerechte Sprache ein wichtiger Schritt hin zu einer gerechten Welt ist. Ich bin zum ersten Mal durch eine Vorlesung auf ihn gestoßen, die im “Hörsaal” Podcast vom Dfl Nova lief und die ich euch ebenfalls nur empfehlen kann (“Gerechte Sprache ist moralische Pflicht”). Im Buch wird zunächst auf häufige Gegenargumente bzw. die Kritik an politisch korrekter Sprache eingegangen, wie zum Beispiel fehlende Ästhetik oder die Zerstörung herkömmlicher Bräuche. Der nächste Abschnitt befasst sich mit der “Goldenen Regel” (kurz gesagt: Was du nicht willst, was man dir tut…) und inwiefern sie ein Leitfaden für eine moralische Sprache sein kann. Dabei werden immer wieder konkrete Beispiele herangezogen, die die Argumentation untermauern und die ich als sehr eindrücklich und nachvollziehbar empfunden habe. Letztendlich ist dieses Buch ein Plädoyer für mehr Empathie, konstruktive Diskussionen und ein Appell, Menschen nicht ungefragt und selbstverständlich zu benennen, sondern zuzuhören, die Grenzen des eigenen Erfahrungshorizontes anzuerkennen und in den Dialog zu treten. Für mich steht es somit in einer Reihe mit “Sprache & Sein” Von Kübra Gümüşay, das ich euch hiermit auch direkt noch einmal sehr ans Herz legen möchte, und ich kann es nur mit voller Überzeugung weiterempfehlen.