Fiona
Selten wollte ich so viele Stellen in einem Buch markieren. Die Geschichte von Olivia und Nick hat mich tief berührt. Am Anfang wird zwar etwas mit Ortsnamen um sich geworfen und das erste Kapitel war ein bisschen verwirrend, aber sobald man sich an den Schreibstil gewöhnt hat, haut es einen um. Durch das Buch hinweg wird viel gereist - kein Wunder bei einer Flugbegleiterin und einem Piloten. Ich fand es spannend zu sehen, wie das alltägliche Leben in diesen Berufen aussieht und war ziemlich fasziniert davon. Das Reisen ist für die beiden sehr selbstverständlich, dabei ist es gar nicht das, was die Protagonisten wirklich machen wollen. Immer wieder treffen sie sich zu nächtlichen Spaziergängen und immer wieder erfährt man mehr über die beiden. Die Geschichte ist nicht in dem normalen Sinne spannend, aus der Hand legen konnte ich das Buch aber trotzdem nicht. Alles baut sich immer weiter auf und manch einer mag gerade den Schlussteil als etwas dramatisch empfinden, aber ich fand es genau richtig. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf der Charakterentwicklung. Olivia ist sehr in sich zurückgezogen, kommt aber immer weiter aus sich heraus. Flugbegleiterin wollte sie eigentlich nie werden, es ist nur ein Übergangsjob. Sie lebt für Zahlen, für Mathematik. Das ist der einzige Punkt, den ich etwas seltsam fand, denn es wird zwar immer wieder gesagt, wie sehr sie das will und wie sehr sie das auch studieren will, aber wirklich rüber kommt ihre Liebe zu Zahlen irgendwie nicht. Insgesamt ist sie dennoch ein rationaler, aber irgendwie geheimnisvoller Mensch und das macht sie wirklich interessant. Pinselboy-Nick hat es mir wirklich angetan. Ich liebe seine Liebe zur Kunst und fand es spannend zu sehen, wie er zu ihr zurückfindet. Er hat es im Laufe der Geschichte nicht einfach, und oft hätte ich ihm gerne einfach die Augen geöffnet und ihn umarmt. Auch er ist ein sehr tiefgründiger Charakter, der noch nicht ganz weiß, wo er wirklich hingehört. Man erlebt seine Charakterentwicklung und es ist so schön zu sehen, wie er alles für Livy tun würde. Das Besondere an dem Buch war vor allem der Schreibstil von Gabriella Santos de Lima. Sie schreibt voller Poesie, mit vielen Wortneuschöpfungen und auch ihre Metaphern sind immer wieder toll. Jeder Satz von ihr ist ein kleines Kunstwerk, was das Buch unglaublich bereichert, manchmal aber auch etwas anstrengend zu lesen war. Ich muss das Buch irgendwann nochmal lesen, mir richtig Zeit dafür nehmen, und jedes ihrer Worte genießen. Das ist auch meine Empfehlung: Lest es langsam, nehmt euch Zeit, genießt es, Wort für Wort. Die Autorin hat hier ein Meisterwerk der Worte geschaffen und die Charaktere sind einfach liebenswert, auch wenn man nicht immer mit ihnen übereinstimmt. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung und ich werde die restlichen Bände der Reihe und alles weiter der Autorin definitiv lesen!