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Fiona

Posted on 10.4.2021

Ein sanftes Buch mit Fernwehgefahr und wichtigen Themen. Die Geschichte beginnt recht schnell, vielleicht sogar etwas überstürzt, denn innerhalb weniger Seiten wird entschieden, dass sie auf einen Roadtrip gehen. Dann aber geht es los und der Anfang rückt in den Hintergrund. Alles rückt in den Hintergrund. Fasziniert habe ich von Städten, Gebirgen und Wäldern gelesen, die so schön beschrieben wurden, dass ich dachte, ich wäre selbst dabei gewesen. Immer wieder habe ich vor mich hingelächelt und war einfach hin und weg von der Kulisse. Marie war ein sehr sympathischer Charakter. Sie hatte nicht viel Tiefe in dem Sinne, aber sie ist ein sehr freier Mensch, der nur manchmal zu viel nachdenkt. Ich habe die Kapitel aus ihrer Sicht sehr genossen, weil sie ein sehr fröhlicher Mensch ist und nur ab und zu etwas launisch sein kann. Gerade deshalb wirkte sie aber sehr menschlich und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Fynns Perspektive fand ich vor allem interessant. Einblick in seinen Kopf zu bekommen war wirklich spannend, denn als trans Mann drehen sich seine Gedanken natürlich auch um Dinge, an die ich als cis Mädchen nie denken würde. Besonders seine Routine mit den Testosteron-Spritzen fand ich interessant zu sehen, denn sie stellt einfach die Realität vieler trans Menschen dar. Generell konnte ich Fynn sehr gut nachvollziehen und fand ihn sehr realistisch dargestellt. Oft hätte ich ihn aber auch einfach gerne in den Arm genommen und seine Selbstzweifel weggewischt. Auf der Reise treffen die 5 auf einige Leute, darunter ein lesbisches Paar in Italien, bei denen ich die Zeit sehr genossen habe. Sie waren so herzlich und offen und ich fand es toll, dass auch hier weitere Repräsentation eingeflossen ist. Und das ganz natürlich, denn es wirkte nicht gezwungen. Alicia Zetts Schreibstil ist sehr schnell und flüssig zu lesen, obwohl ich da definitiv auch noch Potenzial nach oben sehe. Besonders die Beschreibungen der Landschaft sind ihr toll gelungen, denn ich konnte mir alles einfach vorstellen, ohne selbst je da gewesen zu sein. Auch vermittelt sie ein tolles Feeling für ihre Charaktere und lässt Repräsentation von Minderheiten (wie eben das lesbische Paar) ganz natürlich mit in die Geschichte einfließen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich habe die Zeit mit der Truppe auf dem Roadtrip echt genossen und wäre am liebsten selbst danach auf einen Roadtrip durch Europa gefahren. Das Thema Transgender spielt natürlich eine Rolle, aber ich finde, dass es hier ganz natürlich eingebaut wurde. Erst gegen Ende wird es mal wirklich Thema, aber auch da war alles nachzuvollziehen. Ich kann das Buch nur jedem weiterempfehlen!

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