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Ikonenmalerei Margaret Atwood spricht mit dem Journalisten Caspar Shaller über ihre Gedichte und Romane, über sich selbst, wie sie wahrgenommen wird und was sie dazu zu sagen hat, über den Totalitarismus und die Post-Truth-Ära, über Feminismus, über Frauen und Männer, die #MeToo-Debatte und über Beyoncé. In diesem Gespräch beweist die göttliche Margaret Atwood ihre Brillanz und ihre Weitsicht einmal mehr. Schon ihre Bücher zeigen viel von ihrem Denken. Doch hier in diesem Interview zeigt sie ihren Geist, ihr Denken und ihren Scharfsinn etwas gebündelter und direkter, deutlich treffender. Sicher ist die Atwood eine Frau, die Angst machen kann und bei der es sehr schwer sein wird ein Gespräch zu führen, aber genauso kann es auch ungeheuer Spaß machen. Caspar Shaller gelingt es diesen Spaß/ dieses Feuer der wunderbaren Ikone der Literatur perfekt in diesem Buch der Reihe Kampa Salon unterzubringen. Ein Gespräch auf Augenhöhe würde ich dies nennen. Dennoch zeigt die 1939 geborene Frau auch ihre lenkenden und leitenden Fähigkeiten. Die unfreiwillige Prophetin der ökologischen Katastrophe und des wiedererstarkenden Faschismus, obwohl ich dies etwas weit hergeholt finde, denn das die Menschheit auf dramatische und selbstinduzierte Entwicklungen zusteuert, ist schon länger, als die Atwood dies sagt, klar und ersichtlich, und erstarkt der Faschismus gerade, oder ist er und seine Anhänger eigentlich schon immer da, nur mit verschiedenen Gewandungen ? , erzählt auch davon, wie die rot-weißen Roben der Figuren aus ihrem dystopischen Roman Der Report der Magd zu einem Meme der Anti-Trump-Bewegung wurden und wie sie selbst sich heute politisch engagiert. Margaret Atwood blickt auf ihre Bücher und offenbart natürlich Zusammenhänge, Zusammenhänge, die ihre Leser teilweise kennen und wahrscheinlich meist lieben! Margaret Atwood ist einfach unvergleichbar und steht für mich auf einem Podest! Gerade wenn man an den Report der Magd denkt, 1985 geschrieben und immer noch hochaktuell. Das macht nachdenklich, ist erschreckend und gleichzeitig macht es auch wütend, weckt also einen kämpferischen Geist in uns Leserinnen Sie blickt auf das Leben, auf die Menschen, auf die Gesellschaft, auf die Politik, auf die Erde und macht nachdenklich. Hellwach, kämpferisch und mit tiefer Menschenkenntnis beweist Atwood, dass sie auch mit achtzig Jahren nichts an intellektueller Brillanz und politischem Gespür eingebüßt hat – ebenso wenig wie an Humor. Diese wunderbare Autorin, die ich schon wegen ihrer Bücher liebe, zeigt einen wachen und kämpferischen Geist, der mich mitnimmt, der nachdenklich macht, der beschäftigt, der innehalten lässt, genauso sieht man aber auch ihre blitzenden Augen förmlich bei der Lektüre vor sich. Herrlich! Man könnte hier zitieren und zitieren, aber ich lasse nur eine Zeile hier und sage, lest dieses Buch. Es zeigt nichts wirklich Neues, bringt den Lesern dennoch diese Ausnahmeautorin noch näher. Eine Autorin, die ich immer mehr liebe, was hier wahrscheinlich deutlich durchklingt! „Wenn sich irgendwelche furchtbaren Menschen herausnehmen, furchtbare Dinge zu sagen, und sich dabei als Verteidiger der Meinungsfreiheit aufspielen, wird die Meinungsfreiheit für andere abstoßend.“ Wie wahr. Gerade jetzt wieder deutlich bemerkbar. Ich sage nur Corona!