stefan182
Inhalt: Richie hat keine Lust mehr auf sein bisheriges Leben. Sein Studium musste er abbrechen, er hat drei Jobs, kann seine Rechnungen trotzdem nicht bezahlen und häuft immer mehr Schulden an. Als ihm sein Tankstellen-Job gekündigt wird, fasst er einen Entschluss: Er klaut die Tageseinnahmen und will sich absetzen. Passenderweise lässt eine Kundin ihren Wagen unbeaufsichtigt - mit steckendem Zündschlüssel, sodass der Flucht nichts mehr im Wege steht. Leider merkt Richie zu spät, dass auf der Rückbank noch ein Mitfahrer schläft... Persönliche Meinung: "Nur kurz leben" von Catherine Strefford handelt von einem Roadtrip der besonderen Art. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Richie, 28 Jahre und vom Leben gebeutelt. Dementsprechend ist er zu einem Zyniker geworden und kommentiert das Leben um sich herum sarkastisch. Leon, der blinde Passagier, sieht das anders. Er ist 15 Jahre alt, möchte - um den schönen Titel des Romans zu zitieren - "nur kurz leben", wird aber immer wieder von seiner Mutter zurückgehalten. Beide Figuren sind auf ihre Art liebenswürdig und sympathisch. Die Handlung ist ein Roadtrip: Richie weiß dabei gar nicht so genau, wo er hin möchte - Hauptsache weg -, sodass die beiden auf ihrer Reise einige ungeplante Abenteuer bestehen, die sie enger zusammenschweißen. Während in der ersten Hälfte der Fokus auf sarkastisch-humorvolle Szenen gelegt wird, erhält der Roman im zweiten Teil eine gewisse Ernsthaftigkeit und einen größeren Tiefgang, wobei die konsequent ausgeführte Auflösung der Handlung einen bittersüßen Höhepunkt bildet. Der Erzählstil ist mit seinen kurzen Sätzen eher stakkatohaft, was das Tempo der Handlung erhöht. Generell lässt er sich - ebenso wie die lebendigen Dialoge - flüssig lesen. Einziger, allerdings nicht großartig ins Gewicht fallender Kritikpunkt: Der Trip hätte für mich noch etwas länger sein können. Insgesamt ist "Nur kurz Leben" ein schöner Roadtrip-Roman mit liebenswürdigen Protagonisten, der sich um Freundschaft, Scheitern und das Leben dreht.