sinnesgleich
Sie sind überall. Sie sind hier. Sie sind keine Haustiere oder Roboter. Sie sind wirkliche Menschen. Sie sind der neuste Schrei, diese kleinen Kuscheltiere auf drei Rädern mit Augen, hinter denen sich eine Kamera versteckt. Die Kameras streamen live zwischen einer anonymen, unbekannten Person, die den sogenannten Kentuki steuert, und der Person die sich von diesem beobachten und ihn in der eigenen Wohnung rumfahren lässt🐼🤖 Das erschreckendste an Samantha Schweblins Buch ist, dass diese Geschichte, die erstmal nach einer bloßen dystopischen Zukunftsfantasie klingt, eigentlich nicht näher an der Realität angelehnt sein könnte. Sprechende Kuscheltiere, Smart Home Systeme und intelligente Sprachassistenten wie Alexa sind mittlerweile keine Seltenheiten mehr in unseren Haushalten. Wir geben unser Privatleben an unbekannte Menschen preis, aber trotzdem denken wir: Sie können uns abhören? Na und? Ich hab nichts zu verbergen! Schweblins Roman erzählt sowohl aus der Perspektive derer die sich einen Kentuki für ihr zuhause zulegen, als auch aus der Perspektive derer, die sich entscheiden einen zu steuern. So werden verschiedene Begegnungen und Erfahrungen beschrieben, die meisten davon beginnen harmlos. Auch wenn die einzelnen Geschichten mit der Zeit an Spannung zunahmen, manche schneller andere langsamer, und auf ein regelrechtes Horrorszenario zusteuerten, wollte mich die Handlung nicht komplett abholen. Meiner Meinung nach hätte die Autorin noch viel intensiver in die Thematik einsteigen und sie weiter ausbauen können. Ich finde die Geschichte hätte etwas mehr Länge vertragen können. „Hundert Augen“ ist ein spannender und beängstigender Roman, der uns einmal mehr vor Augen hält wie naiv und leichtsinnig wir im Umgang mit Technologie sind. Regt definitiv zum Nachdenken an!