alina ✨
Kennedy und Jax haben sich vor Jahren im Feriencamp kennengelernt und sind beste Freunde geworden. Doch dann bricht der Kontakt ab. Nach Jahren treffen sie sich zufällig wieder und die beiden brauchen sich mehr denn je, um ihrer eigenen Dunkelheit zu entkommen. Kennedy Lost war zu Beginn noch sehr in ihrer Trauer gefangen und hat auf mich sehr unsicher, teilweise auch naiv gewirkt. Dennoch konnte ich diese Charakterzüge aufgrund der näheren Vergangenheit und ihres Verlustes sehr gut nachvollziehen. Umso mehr hat es mich gefreut, dass sie im Verlauf der Geschichte immer mehr zu ihrer alten Stärke zurück gefunden hat, die man aus den Rückblicken in die Vergangenheit erahnen konnte. Auf diesem Weg lässt Kennedy sich auch von dem ein oder anderem Rückschlag nicht aus der Ruhe bringen und kämpft für das, was sie möchte. Allerdings muss ich auch sagen, dass mir Kennedy manchmal etwas zu überdreht und fast schon etwas kitschig war, wodurch ich teilweise nicht so wirklich eine Bindung zu ihr aufbauen konnte. Jax Kilter wirkt auf den ersten Blick sehr abweisend, wortkarg und wird dabei seinem Ruf als "Arschloch der Stadt" gerecht. Je mehr ich ihn kennenlernen durfte, umso mehr habe ich ihn auch in mein Herz geschlossen. Jax ist im Grunde genommen ein sehr liebevoller, mitfühlender und auch humorvoller Mann, der in seinem Leben schon einiges durchmachen musste. Dadurch trägt er jede Menge Schuldgefühle mit sich herum und lässt nur bestimmte Menschen an sich heran. Für genau diese Menschen ist er aber immer da und handelt sehr selbstlos, was mir sehr gut gefallen hat. Bei Kennedy und Jax steht die Liebesgeschichte nicht so sehr im Vordergrund wie man es aus anderen Büchern der Autorin kennt. Viel mehr wird das Augenmerk auf das das erneute Aufeinandertreffen und zueinander finden gelegt, nachdem sie jahrelang nichts voneinander gehört haben. Dabei hat es mir sehr gefallen, wie sich diese Beziehung entwickelt hat und wie sich die beiden gegenseitig unterstützt und aus der Dunkelheit gezogen haben. Vor allem konnte man als Leser auch die Verbundenheit, die auch nach Jahren noch besteht, erkennen, wodurch die Entwicklung sehr authentisch gewirkt hat. "'An dem Tag, an dem mir klar wurde, dass du es bist, ist es wieder angesprungen.' 'Was?' 'Mein Herz.'" (S. 235) Neben Kennedy und Jax lernt man auch einige andere Charaktere kennen. Besonders Kennedys Schwester Yoana und ihren Mann Nathan mochte ich total gerne. Aber auch sämtliche Bewohner Havenbarrows waren mir sympathisch: Joy und Eddy, die immer für Jax da sind und Connor, der die Geschichte regelmäßig aufgelockert hat und auf dessen Geschichte ich mich schon sehr freue. Aber natürlich gab es auch einige Antagonisten, deren Handlungen ich einfach nicht nachvollziehen konnte. Jax' Vater Cole und Kennedys Mann Penn haben mich beispielsweise regelmäßig wütend gemacht. Dennoch haben sich alle sehr harmonisch in die Geschichte eingefügt, wodurch eine tolle Atmosphäre entstanden ist. Ich mochte Havenbarrow, eine typische amerikanische Kleinstadt, als Setting total gerne und es hat mir sehr gefallen, wie Brittainy C. Cherry die zwischenmenschlichen Beziehungen in die Geschichte eingebracht hat. Brittainy C. Cherry gehört zu meinen liebsten Autor*innen im Romance-Bereich, weshalb ich mich sehr auf Durch die kälteste Nacht gefreut habe. Erst einmal mit dem Buch angefangen, hat mich die Autorin mit ihrem detaillierten und fast schon poetischen Schreibstil nicht nur in den Bann gezogen, sondern auch mit auf eine Achterbahn der Gefühle genommen. So hat mich die Geschichte zum einen phasenweise total traurig und emotional gestimmt, zum anderen aber auch teilweise richtig wütend gemacht. Dennoch hat es die Autorin geschafft, die Geschichte rund um Kennedy und Jax auch an den richtigen Stellen wieder aufzulockern, sodass ich teilweise lauthals lachen musste. Unterstützt wird diese Achterbahn der Emotionen dadurch, dass die Geschichte abwechselnd aus Kennedys und Jax' Perspektive geschrieben wurde, sodass man als Leser einen guten Einblick in deren Gefühls- und Gedankenwelt erhält. Besonders gut hat es mir dabei gefallen, dass es auch immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit der beiden gab, wodurch die Geschichte nochmal mehr Tiefe bekommen hat und auch aufgelockert wurde. Allerdings hätte ich mir hin und wieder auch einen Rückblick in die nähere Vergangenheit gewünscht, denn einige Themen haben sich zwar wie ein roter Faden durch die Geschichte gezogen, aber dennoch hat man nie einen genaueren Einblick erhalten, was ich sehr schade empfand. So blieben für mich am Ende noch die ein oder andere Frage offen. "Joy schüttelte den Kopf. 'So ein Verlust muss man nicht in die Welt hinausposaunen. Man sieht es in den Augen. Menschen, die jemanden verloren haben, bewegen sich anders.'" (S. 86) Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist für mich leider das Ende an sich. Während der Großteil der Geschichte in einem sehr angenehmen Erzähltempo erzählt wird, bei dem viel Wert auf die Darstellung der Gefühle gelegt wurde und es auch die ein oder andere unvorhersehbare Wendung gab, ging mir das Ende doch etwas zu schnell und war für meinen Geschmack etwas zu überladen. Irgendwie wollte es für mich einfach nicht so recht zu der Geschichte von Kennedy und Jax passen. Das Cover des Buches hat mir schon in der Vorschau richtig gut gefallen, aber in echt ist es einfach nochmal schöner. Vor allem durch den Glitzereffekt wird es einfach nochmal total besonders. Außerdem finde ich es toll, dass sowohl der Titel als auch das Cover eine schöne Verbindung zur Geschichte herstellen. "Dann wartete ich darauf, dass der Sturm endlich weiterzog, und zum Glück wusste ich, dass jeder Sturm irgendwann vorüberging, wie groß er auch sein mochte. Und nach jedem Sturm schien irgendwann auch wieder die Sonne." (S. 101) Durch die kälteste Nacht hat eigentlich alles, was ich an den Büchern von Brittainy C. Cherry so liebe: eine emotionale Grundstory, verletzte Charaktere und eine wunderschöne Atmosphäre. Und doch war es nicht mein liebstes Buch von ihr, was vor allem daran lag, dass ich teilweise nicht so die Bindung zu Kennedy aufbauen konnte und mir das Ende etwas zu viel des Guten war. Trotzdem hatte ich einige schöne Lesestunden mit dem Buch und kann es auf jeden Fall allen weiterempfehlen, die gerne emotionale Romance-Bücher lesen.