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mounddiemachtderbuchstaben

Posted on 6.4.2021

Das Vorwort von Mela Wagner war berührend und regte mich zum Nachdenken an. Gespannt blätterte ich um und befand mich sofort mitten in dem Buch. Schon mal was vom Brugada-Syndrom gehört? Nein? Ich auch nicht. Dennoch gelang es der Autorin, mich gleich zu Beginn über das Wichtigste in diesem Zusammenhang aufzuklären, indem sie mir ihre sehr sympathische Protagonistin Ava vorstellte und mich direkt an deren Leben teilhaben ließ. Die gesamten Erzählungen übernahmen die Protagonisten selber und ermöglichten es mir, ganz dicht an ihnen dran zu bleiben. Dabei war die Verteilung nicht ganz ausgewogen. Hauptakteurin war die junge Kardiologin Ava, die ein ganz schön großes Paket an Ängsten geschultert hatte. Dicht gefolgt von Anton, dem gut aussehenden Adoptivbruder von Lou. Lou, Avas Patientin, war die Letzte im Bunde der Icherzähler und kam nur sehr selten zu Wort. Aber das reichte vollkommen aus, um klar zu machen, wie grundsätzlich unterschiedlich die beiden Frauen waren. Sie waren zwei Extreme: Ava, ängstlich und für alles einen ausgeklügelten Plan zur Hand mit einem durchgetakteten Leben, während Lou absolut draufgängerisch war, ein reiner Adrenalinjunkie und die das Leben mit vollen Zügen genoss. Mittendrin Anton, der auch die Spontanität und den Rausch der Geschwindigkeit liebte, jedoch in vielen Situationen den Durchblick und einen kühlen Kopf behielt. Dieses Dreiergespann sorgte für mächtig Stimmung in diesem Buch und besonders Lou sprengte mit ihrem Verhalten oft die Situationen, sodass die ohnehin schon packende Atmosphäre regelrecht Feuer fing. Mela Wagners Schreibstil war intensiv, flüssig und reich bebildert. Vor allem die Handlungsorte in der Toskana waren so wunderschön beschrieben, dass ich sie mir nicht nur vorstellen, sondern auch die dortige Luft schnuppern konnte. Hinzu kamen Mela Wagners unglaublich feinfühliges Gespür für die unterschiedlichsten emotionalen Momente. Nie driftete es ins Klischeehafte ab oder wurde gefühlsduselig. Stattdessen präsentierte sie mir mit viel Einfühlungsvermögen ein sehr ernstes Thema. Besonders gut gefiel mir, dass sie dafür drei Personen für drei verschiedene Perspektiven ausgewählt hatte. Einmal jene, wo der Herzfehler schon sehr früh bekannt war. Welche Konsequenzen und Einschränkung dies für das Leben der betroffenen Person bedeutete, wurde so lebendig erzählt, dass ich froh um meine eigene unbeschwerte Kindheit war. Dann jene, wo der Herzfehler erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wurde und der Geschmack von einem selbstbestimmten, freiheitlichen Leben auf der Zunge lag. Zum Schluss die Perspektive des außenstehenden Familienmitglieds. Auf eine unglaublich berührende und lebendige Art wurde mit den unterschiedlichen Blickwinkeln die dazugehörigen Gedanken sowie Gefühle vermittelt. Und ich konnte sie alle verstehen und nachvollziehen. „Mein Herzschlag in dir“ hatte keinerlei Längen oder Momente, wo es unrealistisch wirkte. Stattdessen trieb Mela Wagner die Geschichte rasch voran, sorgte für jede Menge ergreifender Momente und brachte doch Humor ins Ganze. Besonders geliebt habe ich die Gespräche unterschiedlichster Natur. Von hitzigen Dialogen über tiefsinnigen Unterhaltungen bis hin zu lockerleichten Konservationen. Dieses Buch war einfach wundervoll. Diese Geschichte lebte von ihren Charakteren. Sie alle waren mit viel Detailliebe ausgearbeitet worden und waren authentisch gezeichnet. So war es auch kaum verwunderlich, dass mir ebenso die Nebenfiguren ans Herz wuchsen. Besonders interessant fand ich einen mysteriösen Mann. Leider erfuhr ich nie wirklich, wer er genau war. Die Mischung aus Drama, Liebes- und Freundschaftsroman war lebensbejahend. Trotz oder gerade wegen vieler Momente, in denen Selbstzweifel, Leid und verschiedenster Arten von Ängsten vorkamen, war dieser Roman nie schwer. Er wärmte mir das Herz und zeigte gleichzeitig, dass Träume gelebt werden und sich Sehnsüchte erfüllen können. Lediglich das Ende war mir eine Spur zu melodramatisch. Der Cliffhanger war extrem fies und ich muss sagen, dass es mich schon gestört hatte. Mitten auf dem Gipfel der Spannung endete der erste Teil. Es dauerte eine Weile, bis ich gefühlsmäßig wieder in der Realität ankam. Ich war echt fassungslos über das Ende und bin mir nicht sicher, ob ich das positiv meine. Einen kleinen weiteren Kritikpunkt muss ich an dieser Stelle leider noch loswerden. Meiner Meinung nach wird das Cover der Geschichte überhaupt nicht gerecht. Ich finde es so nichtssagend. Den Kern dieses wundervollen Buches trifft es irgendwie nicht. Auch passen diese zwei Menschen für meinen Geschmack nicht zu den Figuren, die ich so im Kopf hatte. Fazit: „Mein Herzschlag in dir“ ist eine wirklich sehr berührende Geschichte. Sie wurde mit viel Herzenswärme geschrieben und versprühte trotz des ernsten Themas eine positive Lebensfreude. Volle Leseempfehlung!

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