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himmelsvogel

Posted on 6.4.2021

Story: Kyra möchte ihre Vergangenheit hinter sich lassen und beginnt deswegen ein Studium in Berlin. Doch dort wird mit den vielen Missständen der Gesellschaft konfrontiert, um über diese aufzuklären startet sie einen feministischen Podcast. Ein Podcast der zwar erfolgreich ist, aber trotzdem ihr Geheimnis bleibt. Nur Milan, der ungeplant ihr Aufnahmestudio in Beschlag nehmen möchte und ihr Herz höherschlagen lässt, weiß davon. Doch eigentlich wollte Kyra Männer wie ihn meiden. In einer Achterbahnfahrt der Gefühle kommt sie Milan näher, doch gleichzeitig wird eine Stimme in ihr lauter, die sich mit ihrem eigenen Schicksal auseinandersetzten möchte. Inhalt/Schreibstil: Mit dem zweiten Teil der Reihe bringt Anabelle Stehl einen weiteren wichtigen Roman heraus, der zeigt, dass New Adult durchaus gesellschaftskritische Themen behandeln kann. „Fadeaway“ ist geprägt von Trauer, Wut, innere und äußere Stärke, starken Worten und ganzen Passagen, die einem ein ermächtigendes Gefühl geben und so selbstverständlich von aktivem Feminismus geprägt sind, dass ich mich frage, wo die Autorin diese Reihe die ganze Zeit hatte. Ich muss gestehen für mich hat dieses Buch eine lange Anlauffase gebraucht. Den ganzen Anfang über habe ich mich gelangweilt und war auch am überlegen, ob ich das Buch nicht lieber abbrechen sollte. Schließlich konnte ich mich in die Liebesgeschichte der beiden nicht wirklich hineinfühlen. Doch die Passagen mit dem Podcast sind so aufwühlend stark geschrieben, dass ich mich nicht mehr losreißen konnte. Als Kyras eigenes, trauriges Schicksal mehr oder weniger ans Licht kommt und sie es nicht mehr verdrängen kann, vor allem da sie beginnt ihrer eigenen Geschichte auf eine unfassbare nahbare und nachvollziehbare Art und Weise beginnt zu verarbeiten, schreibt die Autorin mit einer Raffinesse und spannenden Schreibstil, der einen zugleich Freude und Traurigkeit zugleich auf die Lippen treibt. In ihrem Roman spricht Anabelle Stehl offen das Thema „sexuelle Gewalt“ an, weswegen die Trigger-Warnung am Anfang diesbezüglich auch ernst genommen werden sollte. Die Hauptperson setzt sich hierbei nicht nur in ihren Podcastfolgen damit auseinander, sondern aufgrund der eigenen Geschichte auch persönlich. Ihre Gedanken, Worte und Taten spiegeln die unzähliger Betroffener wieder, die aus Angst nicht ernst genommen zu werden oder gar vor der gesellschaftlichen Verurteilung mit ihrem Schicksal nicht an die Öffentlichkeit gehen. Doch auch die innere Gefühlswelt wird dabei nicht ausgespart. Am Ende hat die Autorin einen Roman geschaffen, der ein unerwartet glückliches Ende für die Hauptcharaktere bereithält und einem Mut macht über Unrecht in der Gesellschaft zu reden. Der Epilog hingegen ist dahingehend eher ein Ausblick auf Band drei der Reihe er ist so überraschend schockierend und mutig zugleich und er gibt einen Einblick auf Story von Band drei, wie ich sie noch nirgends gelesen habe. Charaktere: Kyra muss ich gestehen, habe ich mir irgendwie ganz anders vorgestellt, irgendwie viel aufgedrehter, doch im Nachhinein ist sie genau richtig. Sie ist auf der einen Seite einfühlsam und ruhig und auf der anderen Seite strahl sie eine unglaubliche Stärke aus, mit der man sich gut identifizieren kann, sodass auch ihre Handlungen logisch sind. Milan ist für mich ein Charakter, von dem ich irgendwie nicht weiß, was ich von ihm halten soll. Für mich ist er weder nahbar noch kann ich ihn mir bildlich vorstellen. Seine einzigen Charaktere sind Handball, Studium und Arbeiten. Auch wenn viele Kapitel aus seiner Sicht geschrieben sind, ist es mir so ergangen, als wäre er ein unwichtiger Nebencharakter, so formlos kam er mir vor. Einzig zum Schluss kann ich seine Gefühle greifen und mit ihm spüren, doch bis dahin vergingen verdammt viel Seiten, ohne dass ich Lust auf ihn hatte. Fazit: Ein Buch voller Selbstzweifel, Feminismus und charakterlicher Stärke, der gekonnt durch den Alltag aus Sexismus und sexuellen Übergriffen führt. Sterne: 4 von 5 Sternen Dieses Buch wurde mir durch Netgalley.de als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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