hapedah
Obwohl Ellen als Teenager nur kurz auf der Hallig gelebt hat, weiß sie, dass hier ihre Seelenheimat ist und nach zwanzig Jahren kehrt sie endlich zurück. Liske, die damals wie eine Schwester für sie war, ist wenig begeistert, doch Ellen ist fest entschlossen, sich in das Halligleben zu integrieren. Zweihundert Jahre zuvor berichtet ein zunächst namenloser Erzähler vom harten Alltag der Halligbauern und von der nicht zu unterschätzenden Gefahr durch die Nordsee. "Die Farbe des Nordwinds" von Klara Jahn hat mich trotz der ruhig gehaltenen Erzählweise von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen. Die Handlung wechselt zwischen zwei Zeitebenen und am Anfang scheint es keine Verbindung von Ellen zum namenlosen Erzähler in der Vergangenheit zu geben, doch im Lauf der Geschichte sind immer mehr Parallelen erkennbar. Beide Protagonisten sind eher verschlossen und tragen ihre Kämpfe oft innerlich aus, dennoch hatte ich nie das Gefühl, keine Verbindung zu ihnen zu bekommen. Auch die Figuren in ihrem Umfeld hat die Autorin anschaulich beschrieben, so dass ich mir alle Personen gut vorstellen konnte. Mit besonderer Liebe ist die Halligumgebung dargestellt, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart fängt Klara Jahn die jeweilige Stimmung authentisch ein, mich in das Buch zu vertiefen hat das Gefühl eines kleinen Urlaubs an der Nordsee mitgebracht. Auch reale historische Ereignisse, wie die große Sturmflut im Jahr 1825 sind in die Erzählung eingeflossen und machen deutlich, dass Halligschutz damals wie heute ein wichtiges Thema sind, an dem sich die Geister jetzt genau so wie früher scheiden. Für mich hat die Geschichte ein wunderbares Leseerlebnis mit Nordseefeeling bedeutet, deshalb gebe ich sehr gern eine Leseempfehlung. Fazit: Die ruhig und dabei kraftvoll erzählte Geschichte zeigt das nicht immer einfache Leben der Menschen auf einer Hallig, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart stellt die Nordsee eine Bedrohung dar, die immer wieder unterschätzt wird. Das Leben zwischen Idylle und Naturgewalten zeigt die Autorin in bildgewaltiger Sprache, dieses beeindruckende Buch empfehle ich sehr gern weiter.