Matzbach
Barbara Edelmann-Singers "Das Römische Reich von Tiberuis bis Nero" bietet eine knappe, aber gute Darstellung der ersten vier Nachfolger Augustus' aus dem julisch-claudischen Kaiserhaus. Angeregt durch die Biographie des Tiberius, die ich letztens gelesen habe, bin ich auf dieses Buch aus der Reihe "Geschichte kompakt" der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt gestoßen und habe den Kauf nicht bereut. Die Reihe verspricht "Studienwissen kompakt" mittels einer übersichtlichen und lesbaren Darstellung und einem kommentierten Literaturverzeichnis, was zumindest für diesen Band auch zutrifft. Der Leser findet Kurzbiographien der vier Kaiser Tiberius, Caligula, Claudius und Nero, die alle auf irgendeine Art und Weise mit Augustus verwandt waren, ein deutliches Indiz dafür, dass die Erblichkeit des Princeps-Amtes von diesem durchdacht vorbereitet war, denn jedesmal, wenn ein Kaiser starb, kamen nur Kandidaten aus dieser Familie in Betracht, was Augustus' ständiger Beteuerung, sich nur als "primus inter pares" zu sehen, der die Gesetze der römischen Republik achte, zu reiner Kaschierung seines Machtanspruchs macht. Nun gut, das ist beileibe keine neue Erkenntnis, wird aber eben noch einmal gebündelt feilgeboten. Interssant ist, dass alle Nachfolger, die es per se schwer hatten, aus dem Schatten ihres prominenten Vorfahren herauszutreten, von den wenigen überlieferten Quellen in ein eindeutig negatives Licht gerückt werden, einerseits deshalb, weil die Autoren der Quellen entweder dem faktisch entmachteten Senatorenstand entstammten oder sich andererseits als Speichellecker der folgenden Kaiser ihre Meriten, sprich ihr Ein- und Auskommen sichern wollten. So ist selbst das völlig einseitige Nero-Bild, das bis ins 20.Jahrhundert hinein auch durch Filme wie "Quo vadis?" tradiert worden ist, berechtigterweise in Frage zu stellen. Dass der Brand Roms wohl kaum auf seine Verantwortung geht, ist mittlerweile unumstritten, ja selbst die drakonischen Strafen, die sich gegen die Christen als "Bauernopfer" richteten, waren die im antiken Rom üblichen für Brandstiftung und Aufruhr. Zusammenfassend kann man für den behandelten Zeitraum festhalten, dass in den ersten gut 70 Jahren nach der Zeitenwende wichtige Grundlagen für das Fortdauern des Imperium Romanum gelegt wurden, seien es die eingeführten Regelungen zur Verwaltung der Provinzen, zur Vergöttlichung der Herrscher, des Einflusses von bisher in der römischen Geschichte eher bedeutungslos gebliebenen Frauen oder die Bedeutung der Herrscherfamilie (die nachfolgenden Kaiserhäuser erhielten sich durch die Adoption fähiger Militärführer) gelegt worden sind.