weltentzueckt
Meine Meinung: Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Der Leser lernt Andral hauptsächlich durch die Augen von Zen, Thoran, Seido und dem „Überlebenden“ kennen. Ergänzt werden diese wechselnden Perspektiven durch Nebenfiguren, die der Leser oftmals nur für die Länge eines Kapitels begleiten darf. Zen ist ein Lehrling der Feuergilde, der er recht früh im Buch entfliehen muss, nachdem er ein intrigantes Spiel seines Gildenleiters aufdeckt. Er erhofft sich Hilfe und Unterstützung der Wassergilde. Auf seinem beschwerlichen Weg dorthin lernt er die mysteriöse Shiva kennen, die kurzerhand beschließt ihn zu begleiten. Ein Glück für Zen, denn Shiva beherrscht die Kampfkunst der Elfen und rettet ihm mehr als einmal das Leben vor Janus und seinen Schergen, die ihm nach dem Leben trachten. Thoran ist ein Hauptmann in der Hauptstadt Ulerion. Als nachts merkwürdige Lichter auf der Toteninsel Karth erleuchten und die Stadt in Schrecken versetzen, muss er sich über seine Prinzipien bewusst werden. Als liebender Vater und Ehemann möchte er nichts, als seine Familie in Sicherheit zu wiegen. Doch er kann die Stadt auf keinen Fall verlassen, die zu schützen er geschworen hat. Sein Pflichtgefühl verbietet ihm die Flucht. Und ehe er es sich versieht, zieht sich die Schlinge um Ulerion und den Hals seiner Familie zu. Der „Überlebende“ ist ein Bettler in den Straßen Ulerions, dem die Geschehnisse in der Stadt nie verborgen bleiben. Seine Perspektive offenbart dem Leser gewisse Zusammenhänge und zeigt die raue und ärmliche Seite der Stadt. Er ist dem Leser ein großes Rätsel, da man zu seiner Person sehr wenig erfährt. Seido ist ein Magier der Wassergilde mit dem Ziel, diese eines Tages zu leiten. Der Leser begleitet ihn auf einer Mission, bei der er eine Stadt von Dieben und Meuchelmördern befreien soll und die ihm mehr Ansehen unter dem gemeinen Volk einbringen wird. Als er von seiner Mission zurückkehrt, muss er – weit früher als erhofft – in die Rolle des Gildenleiters schlüpfen und erkennt Zusammenhänge zwischen den Angriffen auf die Feuer- und seine eigene Gilde und den Vorgängen in Ulerion. Die Geschichte ist sehr bildgewaltig und hervorragend formuliert. Kleine Besonderheiten wie die Zeitrechnung, die in Wachslängen und Zyklen stattfindet anstelle von Jahren, Stunden oder Minuten, machen die Geschichte aus. Es gibt viele sehr ausführlich beschriebene und actiongeladene Kampfszenen, die der Geschichte eine grausame und brutale Note verleihen. Chapeau – die fand ich toll! Das Erzähltempo ist aber extrem langsam mit vielen Verschnaufpausen, die ich persönlich nicht gebraucht hätte und wegen denen ich das Buch gerade zu Beginn häufig beiseite gelegt habe. Ein rasanteres Erzähltempo, das Kürzen von unnötigen Details und/oder kürzere Kapitel hätten der Geschichte gut getan. Im weiteren Verlauf des Buches, als die Handlungsstränge ein wenig zusammenliefen, nahm die Geschichte aber an Spannung zu und konnte mich doch noch fesseln. Leider blieb mir einiges sehr blass – die Steinhäute aus dem Prolog und die Bedrohung, die sie darstellen, wurden sehr wenig beschrieben. Warum Lichter auf einer Insel so beunruhigend sein sollen, wurde mir nicht ganz klar. Und Janus schien mir nicht greifbar – ein bisschen wie Sauron als das „Auge“ in Herr der Ringe, wird er zunächst als der ultimative Bösewicht beschrieben, der in mir allerdings keine Angst auslösen konnte. Die Elfen hingegen finde ich interessant in ihrer überlegenen, kalten und bedrohlichen Art und Shivas Geschichte und ihre Bedeutung für Andral scheint sehr vielversprechend zu sein. Ich denke, dass Band 1 nur an der Oberfläche kratzt und dass die obigen Fragen im weiteren Verlauf der Geschichte beantwortet werden. Deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sternen und ich möchte – jetzt, da ich in die Story hineingefunden habe – bitte direkt weiterlesen!