bibliophiler_booknerd
"Das Geheimnis von Zimmer 622" ist mein erstes Buch von Joël Dicker und ich habe ehrlich gesagt etwas ganz Anderes erwartet. Den Schreibstil an sich finde ich sehr angenehm zu lesen - flüssig, locker, mit einer leicht melancholischen Nuance, die den Eindruck erweckt, dass es im Nachhinein erzählt wird bei einem Glas Vino. Zunächst finde ich es sehr seltsam, dass der Autor ein Buch über sich selbst schreibt? Ich habe versucht die beiden, den Autoren und die Figur in meinem Kopf zu trennen, aber das fiel mir leider sehr schwer. Ich weiß nicht, ob es einfach ein Gag ist oder die größte Selbstbeweihräucherung, die ich jemals gesehen habe! Nicht nur die Anrede "der Schriftsteller", der mir suggeriert, dass er sich über die anderen Schriftsteller stellt, als "der" Eine, ließ mich die Augen verdrehen, sondern auch die seitenweisen Lobeshymnen auf seinen verstorbenen Verleger. Für mich gehört so etwas Aufgesetztes nicht in eine Geschichte, sondern in eine Widmung und/oder Danksagung. Von dem komischen Beginn inklusive seines stalkerhaften Verhaltens möchte ich erst gar nicht anfangen! Ich habe mir wirklich viel versprochen und Raffinesse, Spannung und Psychologie gewünscht. Ich kann zwar verstehen, dass die Realität gerne einmal gebogen wird, aber an manchen Stellen war es für mich einfach zu unglaubwürdig! Bisher habe ich noch nichts weiter von ihm gelesen, aber Harry Quebert werde ich trotzdem noch eine Chance geben. Für den wunderbaren Schreibstil, der mir Freude bereitet hat, vergebe ich 2/5 Sterne.