bookdragoon
Die Grundidee ist an sich wirklich gut. Es gibt genug Fantasyelemente, die zu einer spannungsvollen und facettenreichen Geschichte beitragen hätten können, aber die Umsetzung… Es ist schwierig. Zum einen gibt es einfach zu viele Handlungsstränge, die jedoch in einem undefinierten Schwebezustand in der Luft hängen, und zum anderen passiert gefühlt gar nichts. Gar nichts. Wenn ich die Handlung in eigenen Worten zusammenfassen sollte, könnte ich den gesamten Roman in zwei Sätzen erläutern. Und selbst der eigentlich zu Ende gebrachte Handlungsstrang weist so viele Fragen und Unklarheiten auf, dass man ihn nicht wirklich als abgeschlossen betrachten kann. Ihr merkt wahrscheinlich schon: es ist schwierig :D. Meiner Meinung nach wurde einfach schon viel zu weit gedacht, wodurch der spannungsvolle und interessante Ausbau der Anfänge auf der Strecke geblieben ist. Es gibt auf jeden Fall noch sehr viel Handlungsspielraum und ich bin mir sicher, dass die Reihe noch an Fahrt aufnehmen wird, aber trotzdem hätte für mich auf den 400 Seiten wesentlich mehr passieren müssen, um auch den Einstieg als mitreißendes Lesererlebnis zu gestalten. Doch ich war die ganze Zeit nur von Fragen und Fragen erfüllt und auf der Suche nach irgendwelchen Dingen, an den ich mich festhalten konnte. Stattdessen gingen die Geschehnisse in einem rauschenden Sturm an mir vorbei und ich fühle mich auch nach Beenden nicht unbedingt schlauer. Sowohl die Hauptprotagonistin als auch die Nebencharaktere sind gut entwickelt und bieten auf jeden Fall Potential für die Folgebände. Man bekommt einen relativ guten Einblick in ihr charakterliches Erscheinungsbild. Besonders die Nebencharaktere erschienen für mich jedoch um einiges interessanter als Roxy und Shaw. Zwar werden beide von Geheimnissen umgeben, aber auch hier fehlt mir der nötige Anhaltspunkt, um ein Gefühl für die beiden zu bekommen. Roxy tritt als typische Kick-ass Protagonistin mit zu vielen Problemen auf. Einerseits mochte ich sie, fand ihre Art in Anbetracht ihrer Situation auch angemessen, auf der anderen Seite ist sie mir jedoch zu durchsichtig und vorhersehbar gewesen. Shaws Art war ganz unterhaltsam, doch empfand ich ihn immerzu als einen kleinen Schuljungen, der auf die Welt losgelassen wird. Die Szenen zwischen dein beiden habe ich stets mit einem Lächeln verfolgt, im Grunde ist mir aber zu wenig passiert. Hier steht zumindest wieder viel Spielraum zur Verfügung für die nächsten Teile. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, allerdings muss ich zum ersten Mal zugeben, dass ich wahnsinnig viel überflogen habe. Viele Passagen wiederholen sich inhaltlich und einige Erläuterungen hätte man ganz einfach streichen können, weil sie für die dargelegte Situation oder Szene unnötig waren. Eigentlich bin ich ein absoluter Liebhaber von Details, aber hier war einfach zu viel. Und dafür hat mir die nötige prosaische Note im Schreibstil gefehlt, als dass ich jeden Absatz in mich aufsauge. Auch wenn meine Rezension gefühlsmäßig negativer ausfällt, als ich beabsichtige, muss ich doch sagen, dass das Buch nicht schlecht war. Es lässt sich trotzdem schnell lesen und ich bin sicher, dass man es an einem schönen Sonntag eingekuschelt in eine Decke auf dem Sofa mit einer Tasse Tee schnell durch hat. Für mich war es einfach nicht das richtige. Auf die Geschichte von Waden bin ich allerdings gespannt, da er bereits im ersten Band sehr SEHR interessant war. Ich hoffe, dass Waden und Cain einfach besser zu mir passen und ich ihre Geschichte mehr genießen kann.