Maya Rottenmeier
3,5 Sterne Niemand muss die Welt aus den Angeln heben, um sich selbst zu finden. Leben reicht völlig. Zur Handlung: Josh erlebt einen ernüchternden Jahreswechsel und will sich künftig bei seinen Entscheidungen nur noch auf den Münzwurf verlassen. Dass das nicht gut geht, ist von vorneherein klar und so begleite ich Josh in ein turbulentes Jahr, indem ich mich durch die Jahreszeiten lese. Der Einstieg ins Buch: Die Stimmung ist zu Beginn rasch dunkelgrau und Josh nimmt es mit dem Münzwurf irre Ernst. Aber ehrlich, wer muss eine Münze werfen, um zu wissen, ob er aufstehen oder liegen bleiben soll? Mit Josh mutet mir Bailey eine teilweise anstrengende Figur zu, die mich fordert. Josh zieht komplett blank. An einigen Stellen ist er mir zu viel, doch zum Glück dauert das nie lange und er entlockt mir wieder ein Lachen und lässt mich befreit aufatmen. Die Umsetzung: Die Story ist turbulent, teilweise chaotisch und doch verliert sich nie der rote Faden. Das entzückende Kaninchen, Josh‘ Freunde, Jessie, Jake und Jake, bilden das Grundgerüst der Handlung. Seine Familie ist herrlich schräg und dabei total durchschnittlich, was eine erfrischende Kombi darstellt. Bailey schenkt mir eine angenehme Erzählstimme, die nie ihren Humor verliert und den Blick fürs Wesentliche besitzt. Zusammen mit Josh begebe ich mich auf eine abenteuerliche Reise, die einmalig ist und das Fernweh in mir weckt. Das Setting ist überzeugend und immer wieder rauschen eindrucksvolle Bilder durch meinen Kopf. Der flotte Schreibstil liest sich flüssig und erdend. Ein Gefühl, das ich so noch nicht beim Lesen empfunden habe und mich beeindruckt. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Josh in der Vergangenheit geschildert. Was ich schade finde: Die Geschichte trägt eine romantische Grundidee in sich, deren Umsetzung mehr Gefühl benötigt. Die berührenden Augenblicke bleiben mir bis auf wenige Ausnahmen zu blass. Mein Fazit: „Du kannst kein Zufall sein“, bietet mir nachhaltige Figuren, Humor, Sarkasmus, Tempo und jede Menge Abwechslung. Bailey schöpft leider nicht vollständig das Potenzial seiner Grundidee aus, denn die Lovestory gerät ins Hintertreffen. Stattdessen ist der Weg das Ziel, was nicht verkehrt ist, aber nicht hundertprozentig meinen Lesegeschmack trifft. Der Gedanke, ob Zufall, Schicksal oder was auch immer über den Verlauf unseres Lebens entscheidet, gefällt mir grundsätzlich gut, nur am Anfang der Story ist es mir zu viel. Bailey versteht es, mich eiskalt in Josh Alltag zu werfen. Ich fühle mit ihm und brauche einige Seiten, ehe ich mich an sein Umfeld gewöhne. Eigenwillige Charaktere beherrschen das Buch, was mir zunehmend gefällt und die Story nimmt mich mit. Ich sehe schon, meine Rezension sprüht vor Widersprüchen, doch genau so habe ich es beim Lesen empfunden. Von mir erhält „Du kannst kein Zufall sein“ 3,5 unterhaltsame Sterne von 5 und eine Leseempfehlung. Wo keine halben Sterne möglich sind, runde ich auf.