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Tintenkatze

Posted on 1.4.2021

Es gibt keine Worte für „Marianengraben“ von Jasmin Schreiber. Die Charaktere sind Stereotypen, da müssen wir uns nichts vormachen. Der alte, mürrische, starrsinnige Helmut und die junge, depressive, trauernde Bio-Studentin Paula. Paula ist voller Schuld, Schmerz und Wut. Sie hat keine Kraft mehr ihren Doktor zu machen und verliert sich in ihrer Depression. Bis sie unter verrückten, gar skurrilen Umständen auf Helmut trifft. Ohne diese Stereotypen, wäre die Geschichte so düster und schwer zu ertragen, dass sie wahrscheinlich einfach nicht funktioniert hätte. Das ein oder andere Klischee lockert die Stimmung auf, ohne die Ernsthaftigkeit aus der Geschichte zu nehmen. Die Charaktere sind so liebevoll gestaltet, ich habe jeden einzelnen davon geliebt. Sogar die Hündin Judy hat eine richtige einzigartige Persönlichkeit bekommen, von der Schnauze, bis zur Schwanzspitze. Der Marianengraben wird als Metapher für Paulas Trauer und Depression genutzt. Er ist mit 11 km die Tiefste Stelle des Pazifiks. Zusammen mit Paula tauchen wir immer weiter auf, aus der Depression, in Richtung Hoffnung. So sind die Kapitel mit der Meerestiefe gekennzeichnet, die Paulas Stimmung entspricht. In Rückblicken erfährt man immer wieder neue kleine Geschichten von Paula und ihrem Fisch-verrückten Bruder. Ja, die Handlung ist vorhersehbar. Darum geht es aber gar nicht. Die Autorin beschreibt die Themen Trauer, Trauerbewältigung und Tod mit so viel Feingefühl, dass ihre Worte noch lange nachhallen. So bittersüß und unglaublich wahr. Die Sprecherin war so unglaublich gut. Ihre verletzliche Stimme hat einfach so gut zu Paula gepasst. Toll, unvergesslich, herzergreifend und poetisch ❤️

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