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Buchdoktor

Posted on 1.4.2021

Bjarne sucht dringend seine übernatürliche Begabung und das möglichst noch vor seinem Geburtstag. Es eilt, weil empirisch belegt ist, dass Begabungen ihre Träger mit einer geringfügig höheren Wahrscheinlichkeit vor dem 14. Geburtstag finden. Ohne herausragende Begabung haben Jugendliche kaum eine Chance Influencer zu werden oder einen Ausbildungsplatz zu finden. Das Land sucht wie im Fieber nach dem Ungewöhnlichen und für so manchen ist der Begabungs-Hype ein willkommenes Geschäft. Ähnlichkeiten mit Fußball-Vätern und Eislauf-Müttern sind vermutlich beabsichtigt. Bjarne und sein bester Freund Luca treffen sich auf einer Brücke über die Wertach, um endlich Bjarnes Talent zum Fliegen ohne technische Hilfsmittel hervor zu kitzeln. Als Fan von SkyBlueSky, die eine von weltweit nur drei Flugbegabten ist, kommt keine andere Begabung für Bjarne in Frage. Selbst als er sich beim Sprung in den Fluss den Fuß bricht, gibt er seinen Traum vom Fliegen nicht auf. Ein weiteres Abenteuer führt Bjarne in die Sprechstunde eines Psychologen. Vor die Entscheidung gestellt zwischen Einweisung in die Psychiatrie und einem Camp für Unbegabte, entscheidet sich Bjarne für „Action für Unbegabte“. Schlimmer kann es für ihn kaum kommen; denn Lucas plötzlicher Aufstieg als “Nighteyes“ zum Star der Sozialen Medien scheint das Ende ihrer Freundschaft einzuläuten. Bjarnes Freund wurde überraschend als Nachtsichtiger geoutet und wechselt mitten im Schuljahr in ein Nobel-Internat für Begabte. Im Camp trifft Bjarne zum ersten Mal auf kritische Stimmen des Förderwahns und man könnte sich fragen, ob nicht eher die materiellen Interessen der Eltern therapiert werden müssten. Die Ankündigung, dass die fünf Häuser des Lagers einen komplizierten Wettkampf gegeneinander austragen werden und die Siegermannschaft gegen Lucas Schule antritt, weckt Bjarnes altes kämpferisches Ich. Schon während der ersten Runde „der Spiele“ erkennt Bjarne, dass Beobachtung, Konzentration oder ein gutes Gedächtnis seiner Mannschaft Punkte einbringen können. Und dann trifft die Nachricht ein, dass eine Mitschülerin von Luca entführt wurde … Bjarnes von außen aufgezwungene Suche nach einer besonderen Begabung karikiert höchst amüsant jeglichen Ehrgeiz, bewundert oder geliked zu werden. Wenn doch jede Person einfach nur normal sein dürfte, fragte ich mich beim Lesen. Sehr frühzeitig legt der Autor Spuren aus, die Zweifel an den Vorgängen säen, und sein Anti-Held wirkt klug und konzentriert genug, diese Spuren wahrzunehmen. Dass Konzentration eine Begabung sein kann, die vielleicht doch beeinflussbar ist, kommt bei mir als Botschaft des Buches an. Boris Kochs humorvolles Anti-Superhelden-Abenteuer konnte mich nicht komplett begeistern, mit Beginn der Entführungsgeschichte sackte der Spannungsbogen m. A. nach ab..

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