Daggy
In dem 500 Seiten dicken Buch wird von zwei Frauen berichtet, die sich immer nur am Rande begegnet sind. Abwechseln wird von ihnen berichtet, die Kapitel nach Jahreszahlen sortiert. Der kurze Prolog aus dem Jahr 1937 spielt in Málaga. Tina Modotti flieht vor Franco und den deutschen Bomben aus Spanien. 1902 ist Tina mit der Familie am 1. Mai unterwegs, sie singen die Internationale und der Vater will nach Kalifornien, weil seine Familie hungert. Die Jüdin Marie Rosenberg ist erst zwei, doch es ist schon geplant, dass sie die Buchhandlung der Familie übernehmen wird. Schon früh muss Tina in Italien in der Fabrik unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten. Der Vater und eine Schwester sind in den USA, aber sie schicken kein Geld, deshalb muss sie für die Familie sorgen. Als sie endlich in die Staaten aufbricht, ist sie zunächst bei der Familie, lernt dann aber einen Adeligen kennen, den sie später auch heiratet. Sie wird Schauspielerin und lernt dann das Fotografieren. Alle in ihrem Umfeld sind bezeichnen sich als Kommunisten. Sie träumen von einer Revolution, wie in Russland. Deshalb zieht es sie nach Mexico, wo die Revolution schon gelebt wird. Hier soll die Kunst für alle Gesellschaftsschichten offen sein. Tina scharrt viele Künstler und Möchtegern-Revolutionäre um sich. Ihre Emanzipation besteht in erster Linie aus freier Liebe. Es gibt einige bekannte Namen unter ihren Liebhabern. Ihre Fotografien von einfachen Menschen begeistern alle. Als sich die Politik in Mexico ändert, geht sie nach Berlin und später nach Russland. Für die „Rote Hilfe“ sammelt sie unter wechselnden Namen Gelder und unterstützt die Spanier im Kampf gegen den Faschismus. Da sei ein großes Organisationstalent ist, ist sie dort eine echte Hilfe. Später flieht sie in die USA und wieder nach Mexico. Sie bleibt Zeit ihres Lebens der Kommunistischen Partei und Russland treu. Maries Leben läuft zunächst geordneter, die Familie hat eine gut gehende Buchhandlung, die sie durch innovative Ideen immer weiter ausbaut. Die Familie ist deutsch und geht nicht in die Synagoge. Langsam ändert sich die Politik in Deutschland und nach der Machtergreifung und der Pogromnacht, kann Marie nur noch antiquarische Bücher in ihrer Wohnung verkaufen. Am Ende wandert sie nach New York aus. Hier verkauft sie weiterhin deutsche Bücher und hat viele bekannte Emigranten als Kunden. Zwei starke Frauen, die zur selben Zeit in unterschiedlichen Kulturen heranwachsen und auf ihre Art ihren Weg machen. Ich kannte beide nicht und fand ihre Leben sehr interessant. Das Buch hatte leider viele Längen, es dauerte fast bis zur Hälfte, bis ein wenig Spannung aufkam. Dazu gibt es unendlich viele Namen, teileweise berühmte Namen, bei anderen hätte es sicher gelohnt zu googlen. Nach Jahren tauchten alte Freunde auf und ich hatte große Mühe sie zuzuordnen. Vielleicht wäre es besser gewesen die Frauen einzeln vorzustellen? Ich muss leider zugeben, dass mich der erste Teil des Buches streckenweise gelangweilt hat und ich überlegt habe, ob ich weiterlesen soll.