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mabuerele

Posted on 30.3.2021

„...Plötzlich hielt sie ein Buch in den Händen, schlug es auf und las Astrid daraus vor. Das Buch konnte sie nur aus der Schule mitgebracht haben. Häuslerkinder hatten keine eigenen Bücher. Auch Bauernkinder hatten keine, weder Astrid noch ihre Geschwister besaßen derartige Kostbarkeiten...“ Die Szene spielt sich 1912 ab. Astrid ist fünf Jahre alt, als ihr die etwas ältere Freundin Edit vorliest. Bücher sollten Astrid ihr Leben lang nicht mehr loslassen. Die Autorin hat eine umfassende und inhaltsreiche Romanbiographie über Astrid Lindgren geschrieben. Die exakte Recherche ist in jeder Zeile spürbar. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Gekonnt greift die Autorin wichtige Episoden in Astrids Leben heraus und verdichtet sie zu einer spannenden Handlung. Ich darf Astrid in ihrer Kindheit als Bauernkind erleben, sie auf ihren Weg in die Schule begleiten und erfahren, wie ihre erste Freundschaft mit Anne – Marie zustande kommt. Astrid ist ein lebhaftes Kind. Ihr Vater ist bereit, in ihre Bildung zu investieren und ermöglicht ihr den Besuch der Realschule. „...Die neue Schule hatte einen großen Raum mit dunklen Bücherregalen. Die Bücher konnte man an einem Tag der Woche ausleihen, wenn man Lust hatte. Und Astrid hatte Lust...“ Ihr Lehrer erkennt schnell ihre Begabung beim Schreiben von Aufsätzen und fördert sie. Nach der Schule bietet ihr Reinhold Blomberg eine Stelle als Volontärin bei der Zeitung an. Sie nutzt jede Möglichkeit der Weiterbildung. Doch es ist auch Reinhold Blomberg, der Astrid vor die schwerste Entscheidung ihrer jungen Jahre stellt. Sie wird von ihm schwanger – und entscheidet sich gegen eine Heirat. Sehr detailliert lässt mich die Autorin an den harten Jahren nach der Geburt des Sohnes teilnehmen. Obwohl Astrid eine gute Arbeit hat und ihr Sohn in gesicherten Verhältnissen aufwächst, zeigt sich das erste Mal ihr Hang zu Depressionen. Sehr deutlich wird gerade in dieser Zeit die unterschiedliche Ansicht der Eltern. Während die Mutter nur die Schande im Dorf interessiert, steht der Vater zu seiner Tochter und stärkt ihr den Rücken. Während des Krieges arbeitet Astrid für die Regierung. Obwohl Schweden neutral ist, bekommt sie durch ihre Arbeit einen Eindruck von den Folgen. Sture, ihr Mann, betäubt das Grauen auf seine Weise. „...Meine Süße, den Krieg hält ein Mann aus Malmö nur mit sehr viel Alkohol aus...“ Astrids Aufstieg zu einer der bedeutendsten Kinderbuchschriftstellerin beginnt mit der Krankheit ihrer Tochter. Sie hält sie mit erfundenen Geschichten ruhig. So entsteht Pippi Langstrumpf. Es gibt Freundschaften, die Astrid ihr Leben lang begleiten. Trotzdem weiß sie genau, was sie will, und setzt sich selbst Grenzen. Astrid weiß, was Kinder mögen. Sie schreibt nicht nur Bücher, sondern arbeitet beim Verlag auch als Lektorin. Einem Kollegen gibt sie mit auf den Weg: „...Ein gutes Buch muss wie eine Hecht sein. Spitze, scharfe Nase, dann ein leckeres Mittelstück und zum Schluss ein flott klatschender Schwanz...“ Konsequent setzt sich Astrid für die gewaltfreie Erziehung von Kindern ein und verkündet das auch öffentlich. Ein umfangreiches Nachwort ergänzt die Romanbiografie und gibt zusätzliche Einblicke in das Leben der Schriftstellerin. Damit wird deutlich, auf welche Quellen sich die Autorin beruft. Verschiedene Fotos geben dem Leben der Astrid Lindgren ein Gesicht. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

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