Gabriele
Mattis und Hege leben in einem armseligen Häuschen am Waldrand. Die Dorfbewohner bezeichnen Mattis als Dussel. Hege, 40 Jahre alt, sorgt liebevoll für den drei Jahre jüngeren Bruder. Das Geld zum Leben verdient sie mit Strickarbeiten, während Mattis vor sich hin sinniert und zu keiner Arbeit taugt. Der Autor spürt Mattis Gedanken über die Schnepfe nach, die nachts über das Haus fliegt – bis sie einem jungen Jäger vor die Flinte geriet. Er beobachtet genau und fühlt sich tief in Mattis hinein; so dass auch der Leser die Spannung spürt, die Mattis umtreibt. Vesaas schreibt sehr intensiv und schildert lebendig die Gegend, in der Mattis und Hege zu Hause sind. Auch wenn man lange das Gefühl hat, dass nicht viel geschieht, bahnt sich fast unmerklich ein schreckliches Unglück an. Tarjei Vesaas wurde 1897 als ältester Sohn eines Bauern im norwegischen Vinje geboren. 1923 debütierte er mit dem Roman Menneskebonn (Menschenkinder). In den zwanziger und dreißiger Jahren bereiste er Europa. Nach Hause zurückgekehrt wehrte er sich gegen die Tradition, als ältester Sohn den elterlichen Hof zu übernehmen. Vesaas schrieb Romane, Dramen, Kurzprosa und Gedichte. International gefeiert galt er als Anwärter auf den Nobelpreis. Gemeinsam mit Knut Hamsun zählt er zu den bedeutendsten norwegischen Romanciers des 20. Jahrhunderts und geriet nach seinem Tod 1970 hierzulande in Vergessenheit. Umso schöner, dass er nun dank des Übersetzers Hinrich Schmidt-Henkel neu aufgelegt wurde.