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joberlin

Posted on 29.3.2021

Wir lernen die junge russische Gymnasiastin Ariane kennen. Bildschön, intelligent, geistreich ist sie – die Männer liegen ihr zu Füßen. Sie aber spielt nur mit ihnen, ermuntert sie mal, verlacht sie dann. Ihr Ruf im Städtchen leidet, zu frech ihr Verhalten, zu lose ihr Umgang mit Männern. "Ich bereue niemals, was ich getan habe", sagt sie und geht zum Studium nach Moskau. Sie lernt dort den älteren Frauenschwarm Konstantin kennen. Nun spielen sie Komödie und geben vor, dass bei ihrer Liaison doch weiter nichts sei, jedenfalls keine Liebe. Konstantin kennt viele Frauen und die sehr junge Ariane, sie hat das ganze Leben noch vor sich, wer wird da von Bindung sprechen. Nein, ganz unverbindlich soll es bleiben. Zwar sind sie voneinander fasziniert und suchen die Nähe, doch nur um den anderen gleich wieder wegzustoßen. Aber wir, die Leser dieses vorzüglichen Romans, haben die zwei Schauspieler längst durchschaut: Sie lieben sich doch, die beiden. Oder nicht? Sie bleiben doch zusammen, stimmt's? Ich möchte hier nicht mehr verraten, aber so viel kann ich sagen: Der Roman ist exzellent aufgebaut und hervorragend geschrieben, mal heiter bis ironisch, mal gedrückt bis zu Tode betrübt, dabei nie geschwätzig, immer subtil und zart und köstlich. Durch ein Wechselbad der Gefühle schickt Claude Anet seine Protagonisten …. und uns gleich mit dazu. Auch ich leide und lache und bin doch angespannt-beklommen …. wie wird dies gefährliche Spiel enden? Claude Anet veröffentlichte 1920 sein Buch unter dem treffenden Titel "Ariane, jeune fille russe", warum es in Neuübersetzung nun unter einem Filmtitel erscheint, ist unverständlich. Ich möchte es jedenfalls einer an sehr guter Literatur interessierten Leserschaft unbedingt empfehlen. "Ariane" gehört zu den allerbesten Romanen, die ich je gelesen habe. Das ist ganz, ganz sicher.

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