Furbaby_Mom
Jane Austen lässt grüßen! Da ich ein riesiger Fan von Regency-Romanen bin und schon viel Positives über die gleichnamige NETFLIX-Serie gehört hatte, kam ich an diesem Werk, welches den Auftakt zur Bridgerton-Reihe von Julia Quinn bildet, nicht vorbei. Entgegen dem allgemeinen Hype um die TV-Serie kannte ich lediglich den Trailer und wollte zuerst das Buch lesen. Im Nachhinein war ich sehr froh über diese Entscheidung, da ich festgestellt habe, dass doch einige Unterschiede zwischen den Formaten bestehen und ich dem Buch – auch wenn die Geschichte sehr ansprechend verfilmt worden ist – ganz klar den Vorzug gebe. Die junge Daphne Bridgerton, eines der 8 Kinder von Lady Violet Bridgerton, muss - zumindest nach Ansicht der lieben Frau Mama - dringend unter die Haube. Immerhin sind schon zwei Jahre vergangen, seitdem Daphne in die Gesellschaft eingeführt worden ist und obgleich sie schon einige Heiratsanträge erhalten hat, waren die betreffenden Gentlemen keine geeignete Partie. Und jene, die Daphne gefallen würden, sehen hingegen in ihr keine potentielle Partnerin. "Sie galt überall als amüsant, freundlich und schlagfertig, und keiner fand sie auch nur im Mindesten unattraktiv. Allerdings war auch keiner geblendet von ihrer Schönheit oder überwältigt von ihrer Gegenwart." Dabei besteht Daphne - wohlerzogen, klug und herzlich - im Grunde nicht einmal auf einer Liebesheirat, aber ein wenig gegenseitige Sympathie, das wäre schon schön. Sie erträgt die Kuppelversuche ihrer Mutter mit der Gelassenheit einer liebenden Tochter, die weiß, dass dahinter keine böse Absicht steckt; anstrengend ist das andauernde Schaulaufen auf den prunkvollen Bällen dennoch. Als der ebenso charismatische wie attraktive Duke of Hastings, Simon Basset, Daphne einen verlockenden Deal vorschlägt, zögert sie nicht lange: Sie beide werden fortan ein verliebtes Paar spielen. Auf diesem Wege steigert die plötzlich 'vergebene' Daphne ihren Beliebtheitswert bei den bisher zurückhaltenden Herren und Simon entgeht der Horde wild entschlossener Mütter, die dem begehrtesten Junggesellen Londons rigoros ihre Töchter zur Heirat aufdrängen. Theoretisch ein genialer Plan - bis Daphne sich ausgerechnet in Simon verliebt…der seine Gefühle für sie schließlich nur vortäuscht und von Anfang an klargestellt hat, dass er niemals heiraten möchte… Sowohl der angenehme, dem Vokabular der damaligen Zeit angepasste Schreibstil als auch die bildhaften Beschreibungen der Szenerie haben mich begeistert und wie selbstverständlich in das Leben der feinen Londoner Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts eintauchen lassen. Die erotischen Szenen sind sehr geschmackvoll gestaltet und fügen sich perfekt in die Handlung ein. Viele humorvolle Dialoge und Szenen haben mich zudem an den witzigen, kreativen und von Cleverness geprägten Stil meiner Lieblingsautorin Jane Austen erinnert. Daphne und Simon, aus deren Perspektive jeweils in der dritten Person erzählt wird, wuchsen mir beide schnell ans Herz, und ich freute mich, ihre jeweilige Weiterentwicklung zu verfolgen; jeder der sympathischen Hauptcharaktere durchlebt einen intensiven, äußerst positiven Wesenswandel. Ich bewunderte insbesondere Simons enorme Willensstärke, aufgrund derer er seine einstigen Sprachprobleme in der Kindheit überwunden hatte. Meine heimliche Favoritin war jedoch Daphnes Mutter Violet, die auf den ersten Blick zwar sehr festgefahren in der vorherrschenden typischen Rolle der Frau zu sein scheint, ihre Kinder allerdings über alles liebt und viel geschickter agiert, als diese es ihr zutrauen. Die große Frage, wer denn die ominöse Lady Whistledown ist, die alle Geheimnisse der noblen Gesellschaft zu kennen scheint und diese in ihrem Klatsch-Journal erbarmungslos offenlegt, bleibt auch am Ende des Romans bestehen – ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf die Folgewerke und kann es nicht abwarten, der Sache auf den Grund zu gehen! Die Cover-Abbildung entspricht der TV-Serie, was mich persönlich zwar nicht stört, da es mir natürlich hauptsächlich um den Inhalt des Werkes geht, aber die Beschreibung des männlichen Hauptprotagonisten hat optisch nichts mit dem Seriendarsteller gemeinsam, was anfangs etwas verwirrend für mich war. Für das Buch hätte ich z.B. die Abbildung einer typisch englischen Landschaft der damaligen Zeit mit schemenhaft angedeuteten Figuren passender gefunden. Fazit: Ein wundervoller, emotionaler, herrlich atmosphärischer Regency-Roman, den ich allen Austen-Fans wärmstens empfehle!