marcello
Nun sind wir mit „The Brooklyn Years – Wer wenn nicht wir“ schon beim dritten Band der Reihe und obwohl ich mich gefreut habe, dass wir es mit dieser Reihe wieder mit erwachseneren Figuren zu tun haben, weil Sarina Bowen mit diesen intensivere Geschichten erschaffen kann, ist die Euphorie leider noch nicht ausgebrochen. Und leider auch nicht mit diesem neuen Band, der sich um Lauren und Beacon dreht. Hier erfahrt ihr, warum. Obwohl ich im Vorfeld gedacht hätte, dass Beacon leichtes Spiel bei mir haben wird, weil er eben schon die ganze Zeit über ein sehr sympathischer Mann war, habe ich mich dennoch den gesamte Roman über mehr mit Lauren verbunden gefühlt. Das passiert mir tatsächlich sehr selten, weil Frauenfiguren leider oft Charakterzüge erhalten, die sie nicht wirklich zu Traumprinzessinnen machen. Jetzt will ich auch gar keine perfekten Figuren und das ist Lauren auch gar nicht. Im Gegenteil ist sie sogar ein wenig das Biest, aber man darf schnell hinter ihre Fassade blicken und die hat mich vom ersten Moment an gefangen genommen. Zuvor wusste man als LeserIn gar nicht, was zwischen ihr und Beacon vorgefallen ist, aber nach der Offenbarung der Wahrheit kann man nur mit ihr fühlen. Und dadurch erwacht Verständnis und nicht nur Verständnis, sondern auch ein offenes Ohr für ihre wahren Charakterzüge und da zeigt sich schnell Mut, Loyalität und Beharrlichkeit. Sie kann man nur als starke Frau bewundern. ABER genau das sorgt auch dafür, dass Beacon leider überhaupt nicht mehr gut wegkommt. Er wirkt zwar zu keinem Zeitpunkt richtig unsympathisch, aber er wirkt eben auch nicht mehr großartig. Man erlebt ihn als liebevollen Vater, man erlebt ihn als Kämpfer für seine schwule Manny, man erlebt ihn als loyalen Mannschaftskameraden, aber gleichzeitig ist das alles nur auf Sparflamme, weil ihm vieles auch zuzufliegen scheint. Zudem liegt schnell auf der Hand, welche Fehler er begangen hat, doch richtig Buße muss er dafür nicht tun. Er hätte es verdient gehabt, durch ein dunkles Tal zu gehen, um sich richtig beweisen zu können. Stattdessen wird seine stellenweise übertrieben dargestellte Arroganz auch noch dadurch befeuert, dass er alles bekommt, was er will. Nach diesem harten Abschnitt dürfte man es sich wohl schon denken, aber die Problematik bei Beacon hat dafür gesorgt, dass ich die Liebesgeschichte leider auch problematisch fand. Natürlich war klar, dass Lauren ihm irgendwann verzeihen würde, aber nach ein paar entschuldigenden Worten sind die beiden regelrecht in eine Beziehung gerutscht, ohne aber wirklich zu reflektieren, was einst vorgefallen ist. Richtig absurd wurde es dann bei der Kinderthematik. Selbst wenn Lauren unbedingt ein Kind wollte, so war die daraus entstehende Entwicklung mit Beacon zu keinem Zeitpunkt romantisch, sondern eher abstoßend. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich ein Paar für ein Kind entschieden hat, das einen gemeinsamen Lebensplan hat. Man weiß, dass genug Kinder als Unfälle gezeugt werden oder eben um etwas zu kompensieren, aber das hier thematisch aufzufangen finde ich befremdlich. Abgesehen von diesem Kritikpunkt, der mir das Buch bis zu einem gewissen Grad doch regelrecht verhagelt hat, ist die Darstellung der Eishockeysaison wieder sehr spannend gestaltet worden. Man hat wirklich das Gefühl, dabei zu sein, sei es aus Laurens Zuschauersicht oder aus Beacons Sicht als Teil der Mannschaft. Weiterhin funktionieren die Beziehungen zwischen Hauptfiguren und Nebenfiguren. Da Lauren bis dato unterkühlt dargestellt wurde, war sie ein wenig außen vor und mir hat es gefallen, wie sie nach und nach bei Georgia und Co integriert wurde. Auch die vielen Andeutungen zu Nate und Becca waren vielversprechend, denn ihre Geschichte kommt ja noch. Da würde ich mir wirklich wünschen, dass es noch ein richtiges Highlight wird, denn Band 3 ist es definitiv nicht. Fazit: Der dritte Band der „The Brooklyn Years“ ist leider der bisherige qualitative Tiefpunkt. Die Reihe hat mich insgesamt noch nicht zu Begeisterungsstürmen animiert, aber wenigstens wurden solide Liebesgeschichten erzählt. Hier stimmt das Korsett, aber der Kern nicht, weil Beacon mich als Figur kaum überzeugen konnte und auch die Darstellung des Kinderwunsches fand ich – vorsichtig ausgedrückt – problematisch. Hier wird mir der Inhalt wohl kaum lange im Gedächtnis bleiben…